<
>
Ulrike Demmer wird RBB-Intendantin

Beim RBB bleibt alles in der Familie

17.06.2023

| Lesedauer: 2 Minuten
Der Krisensender RBB kürt Merkels ehemalige Regierungssprecherin nach einer Chaos-Wahl zur neuen Intendantin. Die Botschaft lautet: Alles soll beim Alten bleiben.

Nostalgie ist niemals so gut, wie sie früher war. Beim RBB sieht man das offenbar anders. Die Nostalgie muss übergroß sein, wenn man sich dort nach den Merkel-Jahren zurücksehnt. Mit Ulrike Demmer wird eine ehemalige Regierungssprecherin von Angela Merkel Intendantin des Krisensenders. Wenigstens hier lebt die ewige Kanzlerin weiter.

Schon zuvor hatte sich das Teilnehmerfeld der Bewerber erheblich gelichtet. Juliane Leopold, ARD-Chefredakteurin für Digitales, hatte schon am Mittwoch angekündigt, nicht mehr kandidieren zu wollen. Auf LinkedIn gab sie zu verstehen, dass der Sender kein Interesse an einer Modernisierung bzw. Digitalisierung hatte. Die Frage, „Wie bleibt alles so, wie es ist?“ besitze beim RBB eine große Priorität. Wieder einmal: die Sehnsucht nach vergangenen Zeiten.

Wenn man will, dass sich nichts ändert, dann fragt man am besten jemanden aus der Familie. Das gilt nicht nur für Hitzeschutzaktionspläne, bei denen man auf die bekannte Klima-Connection vertraut, sondern auch für den Chefsessel des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Demmer arbeitete nicht nur von 2016 bis 2021 als stellvertretende Regierungssprecherin der Bundeskanzlerin, sondern zuvor beim Spiegel. Auch das: Nostalgie nach etwas, das nicht mehr existiert. Das Sturmgeschütz der Demokratie feuert heute vermehrt in die entgegengesetzte Richtung.

Neben Juliana Leopold war auch Jan Weyrauch von Radio Bremen als Bewerber angetreten. Er gab am Donnerstagabend bekannt, dass er nicht mehr zur Verfügung stehe. Bei Weyrauch kam es zu Diskussionen über Gehaltsvorstellungen. Eigentlich gute Tradition beim RBB, auch mal etwas mehr springen zu lassen, aber diese Nostalgie sollte nicht bedient werden, weil der Fall Patricia Schlesinger dann wieder mit einem Fuß in der Türe gestanden hätte. Also doch lieber Merkel.

Hier klicken, um den Inhalt von dev.tichyseinblick.de anzuzeigen

Die Causa Weyrauch führte dazu, dass auch der Freitag alles andere als üblich ablief. Zwar war die Personalie nun aus dem Rennen. Aber das Vertrauen zwischen den restlichen Vertretern des Rundfunkrats. Die sollten zwischen Demmer und Heide Baumann (Vodafone Deutschland) wählen. Kritik regte sich an den Gremienvorsitzenden, namentlich an Benjamin Ehlers. Ehlers ist derzeit Vorsitzender des Verwaltungsrats. Sogar ein Abbruch der Wahl und eine Neuausschreibung standen zur Debatte. Grund? Ehlers „nahtlos an die unrühmliche Tradition“ seines Vorgängers Wolf-Dieter Wolf („agierte selbstherrlich und nach eigenem Gutdünken“) an.

Doch auch hier blieb sich der RBB treu. Alles beim Alten, Sehnsucht nach der Vergangenheit, irgendwie war doch alles gut in der Rundfunkanstalt, die letztendlich alle Vorurteile bestätigte, die man so gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk hegt. Insofern: doch, Ulrike Demmer ist vermutlich die passendste Wahl in einem Sender, wo sich nichts ändern darf. Auf Korruption folgt Chaos, folgt Resignation, folgt neuerliches Chaos.

Was hiernach folgt, steht wiederum völlig offen: denn Demmer hat trotz aller Glückwünsche und Blumen nur 16 Ja-Stimmen von 30 Mitgliedern des Rundfunkrates erhalten. Obwohl es zur Wahl einer Intendantin eine Zweidrittel-Mehrheit benötigt. Möglich war das, weil nur 25 Mitglieder zur Wahl erschienen. Nostalgie ist offenbar das einzige Positive, was man beim RBB noch aufbringen kann.

[advertisement-block provider=“Heft“ location=“posts“]

Unterstützen Sie unabhängigen Journalismus

Ihre Unterstützung hilft uns, weiterhin kritisch zu berichten.

Einmalig unterstützen

Monatlich unterstützen

Jährlich unterstützen

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken