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Militärexperte Ralph D. Thiele

»Wir sind erpressbar geworden«

07.02.2022

| Lesedauer: 2 Minuten
Der frühere Bundeswehr-Oberst und Sicherheitsberater Ralph Thiele spricht über Putins kriegerische Möglichkeiten und eine politische Klasse in Deutschland, die wenig vom Militär versteht.

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Ein Admiral und Inspekteur der Marine muss zurücktreten, weil er in Indien in einem internen Zirkel seine politische Meinung gesprochen hat. Das BSI, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie, meldete volle rote Last unter der Masse der Cyberattacken. Die wichtige Frage der Energiesicherheit hängt von einem einzigen Energieträger ab. 100.000 Mann stehen auf russischer Seite an der Grenze zur Ukraine – im Verhältnis zur Fläche und Länge der Grenze noch nicht allzuviel. Will Putin in die Ukraine einmarschieren?

Wir fragen den Sicherheitsexperten Ralph Thiele, Oberst außer Dienst. Er hatte Schlüsselpositionen beim NATO-Oberbefehlshaber und im deutschen Verteidigungsministerium inne, ist heute Präsident von Euro Defense Deutschland und Stratbyrd Consulting, und Vorsitzender der politisch-militärischen Gesellschaft in Berlin.

»Wir sind bereits unter voller Attacke«, sagt er, wie die Masse der gegenwärtigen Cyberattacken zeige. Denn in modernen Kriegen müsse man nicht mehr mit großen Armeen in ein Land einmarschieren, es genüge, mit Cyberangriffen die Infrastruktur zu zerstören, Energieversorgung lahmzulegen und die Reste dann zu übernehmen.

Besorgt macht Thiele die nicht von sonderlich viel Überlegungen zeugende Wortwahl des Berliner Politpersonals, denn eine Krise könne auch herbeigeredet werden, sagt er und verweist auf den Beginn des Ersten Weltkrieges. Die Wortwahl vor allem von Politikerinnen, die bisher nicht durch besondere verteidigungspolitische Kenntnisse und Aussagen aufgefallen sind, klinge verwegen; gleichzeitig müssen oft diejenigen zurücktreten, die über die notwendige Intelligenz verfügen und aufgrund ihrer Ausbildung eine Ahnung davon haben, was Krieg, was militärische Auseinandersetzung tatsächlich bedeuten, sobald sie ein klares Wort wagen.

Russlands Präsident Putin müsste eigentlich nicht mehr in alten militärischen Kategorien gegenüber Europa denken, sagt Thiele. Er könnte in letzter Konsequenz auf Erdgas als eine neue Waffe zurückgreifen und die Energiezufuhr ganz einfach abstellen. Das hat Russland zwar bisher noch nie getan. Aber in einem theoretischen Ernstfall wird immer versucht, die Energieversorgung eines Landes zu stören oder zu zerstören.

Im Fall von Deutschland ginge das ganz einfach mit einem Griff zum Gashahn, weil nur noch Erdgas als einzige Energiequelle zur Verfügung steht. Die Frage, wie erpressbar wir dadurch geworden sind, dass die wichtige Energieversorgung nur noch auf einem einzigen Energieträger – nämlich Erdgas – liegt, stellt sich für Thiele nicht mehr. Sie ist beantwortet.

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