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Mysteriöser Tod und Korruptionsvorwürfe

Putins erschossener Minister: Politkrimi in russischer Regierung

08.07.2025

| Lesedauer: 2 Minuten
Meldungen aus Moskau besagen, der von Wladimir Putin gefeuerte und wenig später tot aufgefundene Verkehrsminister Roman Starowojt (53) habe mehr als 43 Millionen Euro veruntreut – bei einem Gerichtsverfahren hätten ihm bis zu 20 Jahre Gefängnis gedroht. Es ist nicht der einzige ungeklärte Todesfall seit Beginn des Ukrainekriegs.

Der bekannte Politiker wurde laut offiziellen Angaben mit einer Schusswunde am Kopf unweit seines Fahrzeugs in Odinzowo, einer Stadt in der Nähe von Moskau, entdeckt – exxtra24 hat berichtet. Die Ermittler gehen von einem Suizid aus, doch politische Beobachter in Moskau vermuten weit mehr hinter seinem Tod, berichtet El País.

Starowojt war zuvor Gouverneur der an der Ukraine grenzenden Region Kursk gewesen, bevor er im Mai 2024 das Verkehrsressort übernahm. Seine Abberufung kam am Montag für viele überraschend, ebenso wie die Nachricht über seinen Tod nur kurze Zeit später.

Korruptionsvorwürfe im Raum

Laut Insiderkreisen der Moskauer Politik soll Starowojt kurz vor seiner Entlassung einer umfassenden Korruptionsermittlung entgegengesehen haben. Mehrere Verdächtige, darunter sein Nachfolger in Kursk, Alexej Smirnow, der kürzlich wegen eines mutmaßlichen Betrugs in Höhe von umgerechnet 10 Millionen Euro festgenommen wurde, sollen belastende Aussagen gegen ihn gemacht haben.

Der Skandal betrifft den Bau von Verteidigungsanlagen in der Region Kursk. Von den ursprünglich 19 Milliarden Rubel (etwa 190 Millionen Euro), die für die Fortifikationen bereitgestellt wurden, sollen laut dem amtierenden Gouverneur Alexander Chinstein vier Milliarden Rubel veruntreut worden sein – das wären 43 Millionen Euro. Die militärische Wirksamkeit der Bauprojekte war spätestens seit der erfolgreichen ukrainischen Offensive im August 2024 massiv infrage gestellt worden.

Widersprüchliche Berichte zum Todeszeitpunkt

Offizielle Stellen gaben an, Starowojt sei am Montagmorgen gestorben. Laut Informationen des Kanals Mash, der dem Sicherheitsapparat nahe steht, habe der Ex-Minister noch am selben Morgen sein Büro betreten und dort schriftlich Hinweise hinterlassen, wo man seine Leiche finde. Der Kommersant berichtet hingegen, Starowojt sei bereits am Sonntagabend von Ermittlern verhört worden.

Verwirrung stiftete zudem eine Mitteilung des Verkehrsministeriums vom Sonntagabend, laut der Starowojt an einer Sitzung zu einem Ammoniakaustritt im Hafen von Ust-Luga teilgenommen haben soll. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Duma, Andrej Kartapolow, erklärte dagegen am Montag, Starowojt sei „bereits vor einiger Zeit“ gestorben.

Weitere Todesfälle im Ministerium

Am selben Tag wurde auch der plötzliche Tod eines weiteren hochrangigen Beamten des Verkehrsministeriums gemeldet. Andrej Korneitschuk, stellvertretender Abteilungsleiter der föderalen Straßenbauagentur Rosavtodor, sei während einer Sitzung plötzlich zusammengebrochen und gestorben. Die Ursache ist bislang unklar.

Reihe weiterer Verdachtsfälle

Starowojts mutmaßlicher Suizid wäre der erste Fall dieser Art auf so hoher Ebene in Russland seit dem Ende der Sowjetunion. Er reiht sich jedoch in eine wachsende Zahl ungeklärter Todesfälle von Führungspersonen seit Beginn des Ukraine-Kriegs ein. Erst vor wenigen Tagen war Andrej Badalow, Vizepräsident des russischen Pipelinekonzerns Transneft, nach einem Sturz aus dem 17. Stock in Moskau gestorben.

Auch im Umfeld des Verteidigungsministeriums laufen seit Monaten Ermittlungen. Der langjährige Minister Sergej Schoigu wurde im April entlassen, sein ehemaliger Stellvertreter Timur Iwanow wurde vergangene Woche wegen Bestechlichkeit zu 13 Jahren Haft verurteilt.

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