<
>
Worte zum Feiertag nach verlorenen Wahlen

Geht der Ostbeauftragte SPD-Schneider in eine andere Partei oder gründet er eine?

von Redaktion

03.10.2024

| Lesedauer: 2 Minuten
„In Deutschland bestimmen eher städtische Eliten die öffentlichen Debatten. Sie entscheiden, was in Fernsehen, Rundfunk, Online oder in den Zeitungen berichtet wird, und was nicht.“ Herr Schneider, weil die SPD Wahlen verliert?

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), beklagt eine Diskurshoheit städtischer Eliten und sieht Deutschland als eine „Klassengesellschaft“ auf Kosten von Ostdeutschen und Migranten. „In Deutschland bestimmen eher städtische Eliten die öffentlichen Debatten. Sie entscheiden, was in Fernsehen, Rundfunk, Online oder in den Zeitungen berichtet wird, und was nicht“, sagte er dem „Tagesspiegel“.

„Viele Städter, eher Akademiker und ökologisch bewegt, tragen ihren Lebensstil als Ideal vor sich her“, so Schneider. Dabei sei „der CO2-Fußabdruck der urbanen Eliten viel größer als der von Menschen etwa in Schneeberg im Erzgebirge“, sagte der SPD-Politiker. „Die fliegen oft nur alle fünf Jahre nach Bulgarien oder fahren mit einem alten Auto an die Ostsee. Sie haben bisher diese Bevormundung hingenommen. Seit sie aber durch politische Entscheidungen ihren Lebensstil bedroht sehen, wehren sie sich.“

Beim beruflichen Aufstieg seien in Deutschland „Vitamin B, also die richtigen Beziehungen, und die Fähigkeit, das Alphabet ohne Akzent aufzusagen enorm wichtig“, beklagte der SPD-Politiker: „Bei der Rekrutierung suchen Chefs neue Mitarbeiter zu oft nach Ähnlichkeit aus“, nach Bewerbern, die an der gleichen Uni gewesen seien, oder die das gleiche Hobby pflegten. „Und meistens sind sie westdeutsch. Deshalb fehlen ostdeutsche Aufsteiger, aber es gibt auch wenig Migranten, die Karriere machen. Deutschland ist eine Klassengesellschaft, damit verschenkt sich das Land große Chancen.“

Schneider sprach von einem „tiefen Graben zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung“. In Deutschland herrsche Meinungsfreiheit, „aber die Menschen haben das Gefühl, dass ein bestimmtes Meinungsklima die Debatten bestimmt und ihre Meinung nicht vorkommt. Das sorgt für Frust.“

Als im ZDF-„Heute Journal“ mit dem Gendern begonnen worden sei, habe er, sagte Schneider, gewusst: „Jetzt bekommen wir ein Problem mit unserer Bevölkerung. Die Menschen, zumal wenn sie älter als 60 Jahre sind, wollen alles, aber keine Sprecherziehung. Sie sind seit der DDR-Zeit sehr sprachsensibel.“

Er kenne kaum jemanden, der die DDR zurückhaben wolle, seit den 2010er Jahren aber erlebe man, wie sich eine „ostdeutsche Identität“ bilde. „Weil die Anpassung und Nachahmung des Westens nicht zur Anerkennung geführt hat und weil von außen stets auf ‚den Osten‘ gezeigt wurde“, sagte Schneider. Jetzt zeige sich: „Die 35 Jahre nach Mauerfall waren für die Menschen teilweise prägender als die 40 Jahre DDR davor.“

Meine Güte, Herr Schneider, sind Sie etwa gar Stammleser von Tichys Einblick? Und Ihnen ist schon klar, dass etliche sagen werden, das klingt ja wie bei AfD und/oder BSW. Ohne die Serie der SPD-Wahlniederlagen hätte das erstaunte Publikum solche Worte von Ihnen wohl nie vernommen.

[advertisement-block provider=“Heft“ location=“posts“]

Unterstützen Sie unabhängigen Journalismus

Ihre Unterstützung hilft uns, weiterhin kritisch zu berichten.

Einmalig unterstützen

Monatlich unterstützen

Jährlich unterstützen

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken