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Oliver Krischer bei Markus Lanz

Grüner Fraktionsvize leugnet bei Lanz Baerbocks Plagiate – und blamiert sich

07.07.2021

| Lesedauer: 2 Minuten
Bei Markus Lanz demontieren die Grünen sich live und in Farbe selbst. Der Vize-Fraktionsvorsitzende im Bundestag versucht zu leugnen, dass Baerbock überhaupt abgeschrieben hat, er spricht lieber von "Parallelitäten".

Einen Grünen zur Causa Baerbock zu Markus Lanz zu bekommen, gestaltete sich offenbar schwieriger als gedacht, zahlreiche Absagen habe man bekommen. Noch am Tag der Sendung am Dienstag soll die Grünen-Fraktion im Bundestag geschrieben haben: „Wir finden keine*n geeignete*n Gesprächspartner*in“ – das verkündet Lanz in der Sendung. Ihm gegenüber sitzt allerdings dann doch Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag. Offenbar hält man ihn selbst in der eigenen Fraktion nicht für geeignet. Vor wenigen Tagen sorgte er für Aufsehen, als er schrieb, Armin Laschet Klimapolitik koste „überall auf der Welt […] Menschen das Leben“.

Sein Auftritt gestern in der Sendung war wie eine Parodie der Grünen-„Strategie“ im Umgang mit den Plagiatsvorwürfen – verleugnen, schimpfen und auf den Boden schmeißen und laut weinen, etwa wie Immobile letzte Woche bei der EM. Und ohnehin lenke alles, was man über die Zusammenhänge sagt, ja nur ab von der Klimakrise. Konsequenterweise müsste man dann auch sagen, dass die Debatte um Baerbocks Buch gerade zahlreiche Menschenleben koste.

Krischer beschwert sich über den „Versuch, da irgendetwas reinzuinterpretieren“, beklagt im Bezug auf die Plagiatsstellen die „Unterstellung, dass das übernommen worden ist“. Lanz fragt ihn, ob er das denn ernsthaft bezweifle. Er pffft und äht über 10 Sekunden und mehr, entgegnet schließlich: „Das ist nicht wortwörtlich, das ist anders“. An anderer Stelle spricht er von „Parallelitäten“ und fragt, warum die Bücher anderer Konkurrenten nicht unter die Lupe genommen werden würden. Vielleicht werden sie das und man hat nichts gefunden? Bestimmt nicht.

Auf konkrete Plagiatsstellen angesprochen, entgegnet Krischer: „Dass sie [Baerbock] sich Sachen aufschreibt, dass sie aus Gesprächen Sachen mitnimmt“, das sei ja normal. Ohnehin sei das alles „irrelevant“. Dann plaudert er noch aus, dass viele Stellen des Buches „sich an ganz anderen Stellen“ wiederfänden, Lanz fragt gleich nach, ob er noch mehr Plagiatsstellen kenne, als bekannt sind. Nein, nein.

Selbst der Taz-Journalist in der Sendung, der immerzu von der Klimakrise spricht, redet dem Grünen „Don Krawallo“, wie Lanz ihn nennt, ins Gewissen: „Diese Verteidigungslinie, die ist nicht zu halten“.

Krischer versucht es trotzdem. Aber es ist eine gänzlich unmögliche Aufgabe. Er unternimmt ernsthaft den Versuch, in eine Sendung zu gehen und eine offensichtlich schwarze Wand vehement als weiß zu bezeichnen. Die problematischen Textstellen werden hintereinander eingeblendet – und Krischer schwimmt und schwimmt, wirkt immer hilfloser und geht schließlich sang- und klanglos unter. Der eigentliche Wahnsinn, soviel steht nach dieser Sendung fest, sind nicht Baerbocks Plagiate, sondern der Umgang der Grünen damit. Ganz Deutschland kann live und in Farbe zuschauen, wie ein Politiker die offensichtliche Wahrheit demonstrativ leugnet und diejenigen angreift, die sie benennen. Diese Verteidigungslinie hält nicht nur nicht, sie ist Selbstdemontage in Lichtgeschwindigkeit.

Krischer findet jedenfalls: „Wenn ich das Buch lese, dann ist das die Annalena, die ich kenne“. Das war wohl der einzige Satz an diesem Abend, mit dem er recht haben könnte.

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