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Instinktlos

Kanzler und Parteivorsitzende haben getafelt, und wie

07.03.2024

| Lesedauer: 2 Minuten
Das Örtchen Baiersbronn im Schwarzwald ist ein Pilgerort für Feinschmecker, auf den die Sterne der diversen Führer für besten Genuss geradezu herabregnen. Es ist der richtige Ort für ein Spitzentreffen von SPD-Kanzler und SPD-Vorsitzender. Bekanntlich gibt es in Berlin nur Curry-Wurst. Der Ausflug lohnt also.

Deutschland 2022/2024: Das ist, wenn Rentner nach 40 Berufsjahren Flaschengut aus den Abfallkörben sammeln müssen. Das ist, wenn die Lebensmittelpreise seit Januar 2022 um 15 Prozent und Energiekosten seit Januar 2023 um 25 Prozent gestiegen sind. Das ist, wenn Rentner Nebenjobs annehmen müssen, um finanziell über die Runden zu kommen. Das ist, wenn die Tafeln nicht mehr alle Bedürftigen versorgen können. Das ist, wenn sich Rentner in einem Seniorenheim kein Einzelzimmer leisten können. Das ist, wenn Hausbesitzer nicht wissen, ob sie die neuen Vorschriften für Heizungen erfüllen können oder ihr Haus verkaufen müssen.

Deutschland im März 2024: Das ist aber auch, wenn Bundeskanzler Scholz (SPD) zusammen mit der SPD-Co-Vorsitzenden Saskia Esken am Montag, 4. März, im Hotel „Sackmann“ in Baiersbronn-Schwarzenberg tafelt und dafür laut Lokalpresse selbst (!) ein 8-Gänge-Menü zusammengestellt hat.

Und dieses Menü sah so aus:
– Wachtelkotelette mit Gänseleber
– Meerwolf Yuzu
– Winterkabeljau mit Joghurt
– Lachsforelle neben Verbene-Essigtempura und Portulakkartoffeln
– Champagner-Kutteln
– Kobe Beef
– Bleu D‘ Auverne
– Fenchel Sauerrahmeis

– Geeister Pina Colada

https://twitter.com/StN_News/status/1765345145581441527

Für Nicht-Kanzler-Gäste weist das Hotel für ein – allerdings etwas weniger komfortables – Menü einen Preis von 228,00 Euro plus Weinbegleitung von 100,00 Euro aus.

Natürlich zahlt das nicht der Hotelier. Natürlich wird das auch nicht aus der SPD-Portokasse bezahlt. Sondern von wem? Aber bitte, das sind doch Peanuts – gemessen an dem, was Kanzler, Ex-Kanzlerin, Außenministerin, Wirtschaftsminister und Co. im sechsstelligen Bereich für Fotografen und Visagisten hinauswerfen. Schließlich opfert sich unsere politische Fachelite ja 24/7 für uns doofe Steuerzahler auf. Damit wir weiter Steuern zahlen und weiter ruhig schlafen können im „besten Deutschland, das es je gegeben hat“ (Steinmeier, mit ruhender SPD-Mitgliedschaft, am 3.10.2020).

Noch einmal zur Erinnerung: Scholz und Esken sind „Sozialdemokraten“ – und keine Royalisten.

Frau Esken, Herr Scholz, das ist völlig instinktlos. Aber einmal mehr zeigt sich hier, wie schnell Leute jeden Anstand und jedes Gefühl für „die da draußen“ verlieren, wenn der deutsche Michel sie geduldig in vermeintlich luftige Höhen geliftet hat.

„Dass zwischendurch im vierten Gang zur Lachsforelle neben Verbene-Essigtempura und Portulakkartoffeln auch Champagner-Kutteln gereicht werden, war wiederum Sackmann wichtig: Die Region schmecken soll der Kanzler schon auch“, steht es im Schwarzwälder Boten.

Wie schmeckt es denn so in der Region? Einige wenige Kilometer weiter, etwa 15, in Glatten, protestieren die Bürger gegen ein geplantes Containerdorf für Flüchtlinge. Nur wenige Kilometer – in zwei völlig verschiedenen Welten.

Beim Bürgerdialog in Nagold wird Olaf Scholz von kleineren Gruppen, die zu einem spontanen Protest an der Straße zusammengekommen waren, lautstark ausgebuht und ausgepfiffen. Die Curry-Wurst ist wieder da, der Traum vom Feinschmecker verflogen.

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