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Gleichmacherei

Offenbar soll Schluss sein mit unterschiedlichen Leistungen im Sportunterricht!

09.06.2022

| Lesedauer: 2 Minuten
Nach dem Willen von Helga Leineweber von der Deutschen Sporthochschule Köln soll auch der Sportunterricht endlich gerecht werden. Also müsse es an den Schulen überall Sensibilisierungsmaßnahmen dafür geben. Aber man macht die Schwächeren nicht stärker, indem man die Stärkeren bremst.

„Gerecht“ ist die ultimative Jahrhundertvokabel: gendergerecht, klimagerecht, generationengerecht, sozial gerecht, einkommensgerecht, bedarfsgerecht, zukunftsgerecht, chancengerecht, bildungsgerecht, notengerecht, tiergerecht, naturgerecht, ernährungsgerecht … Alles muss „gerecht“ sein, und damit es – vermeintlich – gerecht zugeht, muss alles gleich- und plattgemacht werden. Die Jakobiner haben zu diesem Zweck vor gut zwei Jahrhunderten sogar Kirchtürme entweder abgerissen und in ihrer Höhe gen Himmel zumindest gleichgemacht. Die berühmt-berüchtigte Losung der „égalité“ gebot es ihnen.

Aber ist es gerecht, wenn alle gleich sind? Jedenfalls soll nach dem Willen der Dozentin Helga Leineweber der Deutschen Sporthochschule Köln auch der Sportunterricht endlich gerecht werden. Denn schwächere sportliche Leistungen könnten ja von bestimmten Schülern als Stigmatisierung erlebt werden. Außerdem komme es nicht nur auf die Leistung, sondern auf den „Prozess“ („Was hat ein:e Schüler:in dazugelernt?“) an. Und dass Schüler ihre Spielmannschaften selbst zusammenstellen, das gehe schon gleich gar nicht. Da könnte ja jemand übrigbleiben. Also müsse es an den Schulen bald allüberall entsprechende Sensibilisierungsmaßnahmen dafür geben.

[inner_post 1] Nun ist es aber mal so, dass sich Menschen, auch heranwachsende, in ihren intellektuellen und in ihren sportlichen Fähigkeiten ziemlich unterscheiden. Was die Unterschiede im Intellektuellen betrifft, haben wir sie ja fast gänzlich eingeebnet, indem es etwa beim Abitur fast nur noch Bestnoten gibt. Aber dass ein Schüler A 5,20 Meter weitspringt und ein Schüler B nur 3,60 Meter? Dass eine Schülerin C einen Salto vorwärts oder gar rückwärts beherrscht und eine Schülerin D keine Rolle vorwärts zustandebringt? Dass bei freier Mannschaftaufstellung ein Korbjäger Schüler E sehr begehrt ist und keine Mannschaft eine Schülerin F haben möchte, weil sie nicht einmal einen Basketball richtig fangen kann? Das geht doch gar nicht.

Zigtausende an Sportlehrern kennen das und haben eigentlich immer eine Lösung gefunden, die möglichst niemanden frustriert oder demotiviert: weder die Spitzensportler noch die motorisch schwächer Begabten einer Klasse. Sie würdigen bis hinein in die Notengebung das kameradschaftliche Engagement von Schülern, die Regelkenntnis, die Schiri-Leistungen, die Hilfestellungen beim Turnen. Da bedarf es – schon gar nicht mit Hilfe des WDR – keiner Unterstützung der Deutschen Sporthochschule Köln. Und auch nicht der Unterstützung des Deutschlandfunks, in dem Dozentin Leineweber sich über den „Notenwahn“ im Sportunterricht und über den angeblich mangelnden Gedanken der Inklusion auslässt.

Frau Dozentin, nichts ist so ungerecht wie die gleiche Behandlung ungleicher. Und gerade der Sport zeigt, wie unterschiedlich Menschen sind. Hier die Fähigeren vor lauter Rücksichtnahme auf die „Inklusion“ Schwächerer zu bremsen ist für die Fähigeren frustrierend. Fairplay ja, Rücksichtnahme der Stärkeren auf die Schwächeren ja, Motivation der Schwächeren durch das Vorbild der Stärkeren ja! Aber man macht die Schwächeren nicht stärker, indem man die Stärkeren bremst.

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