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St. Petersburger Wirtschaftsforum

Im Schatten des Nahost-Krieges: Putin offen für Gespräche mit Merz und Selenskyj

19.06.2025

| Lesedauer: < 1 Minuten
Wladimir Putin hat erstmals öffentlich ein Gespräch mit dem neuen Bundeskanzler Friedrich Merz in Aussicht gestellt – sofern dieser den Kontakt suche. Gleichzeitig warnte er eindringlich vor Lieferungen der Marschflugkörper Taurus an die Ukraine. Außerdem stellte der russische Präsident Bedingungen für ein Treffen mit Wolodymyr Selenskyj.

Beim traditionellen Treffen mit internationalen Nachrichtenagenturen im Rahmen des St. Petersburger Wirtschaftsforums (SPIEF) zeigte sich Putin gesprächsbereit: „Wenn der Kanzler Kontakt sucht, sind wir offen dafür.“ Es ist das erste Mal, dass sich der russische Präsident direkt zum CDU-Politiker äußert, seit dieser im Mai ins Amt gewählt wurde.

Doch das Angebot kam nicht ohne Drohungen. Sollte Berlin Taurus-Marschflugkörper bereitstellen, drohe „sehr schwerer Schaden“ für das Verhältnis zwischen Moskau und Berlin, so Putin. Seine Begründung: „Nur deutsche Offiziere können diese Waffe steuern.“ Damit wäre Deutschland laut Putin „faktisch Kriegspartei“. Tatsächlich würde eine Taurus-Lieferung – bislang von der Bundesregierung nicht beschlossen – aufgrund der nötigen Zielprogrammierung sensible Fragen der Beteiligung aufwerfen.

Keine Rolle für Deutschland als Vermittler

Putin wies zudem erneut die Idee zurück, Deutschland könne eine vermittelnde Rolle im Ukraine-Konflikt einnehmen. Für ihn steht die Bundesrepublik klar auf Seiten der Ukraine – nicht nur durch die Lieferung westlicher Panzer, sondern auch durch „deutsche Technik auf russischem Boden“, wie er mit Verweis auf Einsätze in der Region Kursk behauptete.

Zur Lage an der Front äußerte sich Putin siegessicher: Die russische Armee habe „in allen Richtungen strategische Vorteile“. Zwar erzielt Moskau aktuell Geländegewinne im Osten der Ukraine, doch Experten sprechen von hohen Verlusten auf beiden Seiten.

Bedingungen für ein Treffen mit Selenskyj

Ein Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj schloss Putin theoretisch nicht aus, er stellte aber Bedingungen: Moskau zweifelt weiterhin an der Legitimität Selenskyjs, da dessen Amtszeit im Frühjahr 2024 formal endete. Wegen des Kriegsrechts wurden in der Ukraine allerdings keine Wahlen abgehalten – ein Vorgehen, das international breite Anerkennung findet.

Indirekt ließ Putin erkennen, dass er ein Friedensabkommen nur mit einer neuen ukrainischen Führung für denkbar hält. Eine Haltung, die Kiew als Erpressung interpretiert – und die Chancen auf Verhandlungen weiter sinken lässt.

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