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Er kann es nicht - Teil 754

Merz’ Mailbox-Misere: Wie eine Sprachnachricht seine Kanzlerträume torpediert

10.03.2025

| Lesedauer: 2 Minuten
Friedrich Merz hat es mal wieder geschafft: Statt mit den Grünen zu verhandeln, hinterlässt er eine schnöde Mailbox-Nachricht – und wundert sich über das Scheitern. Große Politik per Anrufbeantworter? Der CDU-Chef, der Kanzler werden will, kommuniziert wie ein säumiger Handwerker.

Mailbox-Ansagen können Karrieren kosten. Diese Erfahrung hat bereits ein CDU-Mann machen müssen. Er hieß Christian Wulff und war Bundespräsident Deutschlands. Vordergründig beschädigte ihn die Finanzierungsaffäre um sein Eigenheim – der Vorwurf der Vorteilsnahme stand im Raum. Jahre später wurde er davon freigesprochen. Brisanter war jedoch Wulffs Vorgehen, Druck auf die Bild-Zeitung ausüben zu wollen, um eine Berichterstattung über den Vorgang zu verhindern.

Es kam zu einer berüchtigten Mailbox-Ansage. Bis heute geistert Wulffs Spruch, dass der „Rubikon überschritten“ worden sei, durch die Geschichte. Nicht die eigentliche Affäre, sondern der mutmaßliche Angriff auf die Pressefreiheit blieb hängen. Die Berichterstattung radikalisierte sich, Wulff stürzte. Und das alles wegen einer Mailbox-Nachricht.

Im politischen Berlin ist also bekannt, was eine Sprachnachricht anrichten kann. Besonders heikel wird es, wenn Sprachnachrichten in der Politik hinterlassen werden – und dann auch noch zu einer brisanten Zeit an politische Freund-Feinde gehen. Friedrich Merz, der in den letzten Tagen bewiesen hat, wie man eine ganze Porzellanfabrik zerschlagen kann, hat sich einen zusätzlichen Elefanten gemietet, um auch die letzten Teller und Vasen seines politischen Kapitals zu zertrümmern.

Denn derzeit macht folgende Meldung die Runde: Das Scheitern der Avancen gegenüber der grünen Partei sei auch deswegen geschehen, weil Merz sich nicht etwa mit den Verantwortlichen traf, diskret zusammenspeiste oder wenigstens telefonierte. Stattdessen habe er lediglich eine Nachricht auf der Mailbox der Fraktionschefin Britta Haßelmann hinterlassen.

Die Fraktionskollegin Franziska Brantner sagte, Merz habe auf die Handy-Mailbox von Britta Haßelmann gesprochen, man könne irgendwo auch noch das Wort „Klima“ in die Grundgesetzänderung einbauen. Der CDU-Chef habe offensichtlich „nicht verstanden, dass wir Investitionen brauchen, die konkret den Klimaschutz voranbringen“.

Das mag ein kleines Detail sein. Es unterstreicht jedoch den Stil und das mangelnde Verhandlungsgeschick von Merz. Ein teures Unvermögen, das den Steuerzahler noch ein paar Klima-Milliarden „Sondervermögen“ kosten könnte. Denn die Grünen verhalten sich wie eine Primadonna – um sie auszuführen, braucht es etwas mehr als einen lockeren Spruch per Handy. Merz hat sich verzockt. Mal wieder. Selbst nahestehenden CDU-Granden dürfte langsam klar werden: Er kann es nicht.

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