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Flucht vor dem Sprachdiktat des Wokismus

Mensch, sag’ doch nicht dauernd Mensch

29.10.2023

| Lesedauer: < 1 Minuten
Menschenskinder, sagt doch nicht dauernd Menschen, wenn ihr was ganz anderes, Konkretes im Sinn habt. Sagt einfach, wen und was ihr wirklich meint. Schlampiges Reden und Schreiben führt über kurz oder lang auch zu schlampigem Denken.

Vor gut sechs Jahren schrieb Wolfgang Herles in seiner wöchentlichen Kolumne unter dem Titel: Masse Mensch. Von der inflationären Verwendung des Menschen-Worts:

Die Bezeichnung Mensch bietet sich … an, wenn zwischen Menschen und allen anderen Tieren unterschieden wird. Dies ist in 99,999 Prozent aller Fälle der Verwendung des Ausdrucks „die Menschen“ nicht der Fall.

Herles’ Analyse von damals gilt nach wie vor. Die damals von ihm politisch analysierte Inflationierung des Wortes Menschen hat sich inzwischen exponentiell vervielfacht:

Nicht die Leute, die Bürger, die Wähler, das Publikum etc., nein immer gleich „die Menschen“ … Seine treffende Erklärung: Das Menschengedröhn will den demokratischen Bürger nicht für sich gewinnen, sondern den Status des Bürgers entwerten. Merkt der Bürger nicht, dass er für dumm verkauft wird?

Der Kolumnist vergaß einst nicht, auch einen trivialen Grund zu erwähnen:

Warum tun sie es dennoch? Schlechtes Deutsch? Ja, das auch. Es macht Schule, ist leider epidemisch.

Inzwischen ist eine andere Ursache hinzugekommen, die Angst, Personen(gruppen) nicht „politisch korrekt“ zu adressieren und nicht „politisch korrekt“ zu gendern – oder einfacher: die unbewusste Flucht vor dem Sprech- und Schreibdiktat des Wokismus.

Wer statt von „Flüchtlingen“ von Menschen spricht, meint, nichts falsch machen zu können. Dasselbe gilt für Menschen statt illegale Einwanderer, kriminelle „Asylbewerber“, Ausländer, Frauen, Afghanen, Männer, Afrikaner, Homosexuelle, Araber, Queere, Syrer, Heterosexuelle, Farbige, Lesben, Mohammedaner, Ausreisepflichtige – jeder kann die Liste fortsetzen.

Diese Inflationierung des Wortes Menschen hat sich überall hin vervielfältigt – selbst bis hinein in die Autorenschaft von Tichys Einblick.

Mensch, sagt doch nicht dauernd Menschen, wenn ihr was ganz anderes, Konkretes meint. Sagt einfach, wen und was ihr wirklich adressieren wollt. Schlampiges Reden und Schreiben führt über kurz oder lang auch zu schlampigem Denken.

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