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Am Zuschauer vorbei

Bei Maischberger zur Ukraine Lafontaine, Kiesewetter und Altbekanntes

22.03.2023

| Lesedauer: 2 Minuten
Gegen Wladimir Putin hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl ausgesprochen. Wer sich dafür interessiert, was ARD-Schauspieler Walter Sittler darüber denkt, der war bei Sandra Maischberger genau richtig. Alle anderen Zuschauer werden sich wohl fragen, was seine Qualifikationen für das Thema sind.

Sandra Maischberger verspricht eine Sendung, die analysieren soll, was der Besuch Xi Jingpings in Moskau bedeutet. Sie liefert eine Sendung, deren Erkenntnisgewinn quasi null ist. Der Ukraine-Krieg tobt seit 2022, es ist alles gesagt, was gesagt werden kann: Dennoch werden die üblichen Phrasen abgefragt. Das Xi Jingping seine Macht in Russland ausbauen will, lautet die Analyse der eingeladenen Kommentatoren der Sendung; eine Analyse, die bestechend ist in ihrer Unorginalität.

Auch zum Ukrainekonflikt diskutiert Maischberger mit Oskar Lafontaine. Der Berufslinke ist aus der Partei DIE LINKE ausgetreten und hat das „Manifest für den Frieden“ unterzeichnet. Gut für den Frieden mit Sahra Wagenknecht ist das sicherlich, und Wagenknecht ist Lafontaines Ehefrau, das betont Maischberger in der Sendung mehrmals.

[inner_post 1] Lafontaine diskutiert mit Roderich Kiesewetter, der auch schon wie so manch ein Politiker des Bundestags in den Ruinen der Ukraine war. Doch der Krieg wütet schon seit einem Jahr und eine originelle Haltung zum Konflikt hat keiner von ihnen. Alles was politisch gesagt werden kann, wurde schon von Parteigenossen und Vorsitzenden gesagt. Lafontaine will den Krieg sofort beenden, koste es, was es wolle: auch wenn die Ukraine – oder zumindest Teile – aufgegeben werden, wenn zehntausende Kinder deportiert und in Russland adoptiert werden.

Kiesewetter will es der Ukraine ermöglichen, sich zu wehren. Nichts davon ist ein Satz, den man so oder so ähnlich nicht schon von anderen Vertretern ihrer Parteien gehört hat. Auch Lafontaines simpler Antiamerikanismus kommt wieder zum Vorschein – Russland habe das Recht, sich vor der Osterweiterungs-Agression der Nato zu retten, indem es seine Nachbarn angreift. Ob das nicht diese Nachbarn in die Arme der Nato treiben könnte, wird nicht erörtert. Amüsant ist höchstens Lafontaines Auflistung der Ziele Deutschlands in der Politik mit Russland: „Erstens: Das Morden in der Ukraine muss beendet werden; zweitens: wir müssen verhindern, dass der Krieg auf Europa überschwappt, und drittens: die Dritte Welt und so weiter und so weiter …“

Spannend droht die Sendung zu werden, als Maischberger den letzten Gast, Hans-Werner Sinn, vorstellt. Doch Sinn kann zur Diskussion um die Ukrainekrise nichts beitragen: Es ist nicht sein Gebiet. Stattdessen soll der renommierte Volkswirt die Pleite der Credit Suisse vorstellen. Was dieser Gast und dieses Thema mit den vorherigen Fragen zu tun haben, muss der Zuschauer verstehen. Denn die anderen Gäste können Sinns Erklärungen zur Volkswirtschaft kaum folgen und gar nicht diskutieren. Und so referiert Sinn einsam über das schlechte Risikomonagegment der Banken oder Gesetzgeber, die nichts aus der Krise 2008 gelernt haben. Es ist schade um die anderen Studiogäste, die in dieser Zeit stumm daneben sitzen müssen. Denn eine Diskussion zwischen den drei Gruppen des Abends ist nicht vorgesehen.

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