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Er hat es wieder getan

Karl Lauterbach und der Teamplayer Corona

18.09.2023

| Lesedauer: 2 Minuten
Karl Lauterbach hat eine Pressekonferenz gegeben und die Welt über einen bewegenden Schritt informiert. Doch manche seiner Aussagen lassen die Sorgen um den deutschen Gesundheitsminister wachsen.

Lord Voldemort möchte gerne Harry Potter töten. Doch damit wartet er immer, bis zum Ende des Schuljahres. So stehen seine Mordversuche der Ausbildung des Zauberschülers nicht im Weg. Was Entgegenkommen betrifft ist das Corona-Virus der Lord Voldemort der Infektionsherde. Es wartet mit den Ausbrüchen immer, bis Biontech einen neuen Impfstoff auf den Markt bringt. Und es weist immer genau die Eigenschaften aus, die der neue Impfstoff bekämpft. Wollte Corona für Biontech arbeiten, könnte es guten Gewissens in die Bewerbung schreiben:
„Ich bin ein Teamplayer.“ Und wahrscheinlich würde es auch eingestellt.

Im Arbeitsverhältnis Corona und Biontech darf Karl Lauterbach (SPD) nicht fehlen. Der Gesundheitsminister meldet sich mit einer Schlagzeile zurück: „Ich habe mich gerade impfen lassen mit dem angepassten Impfstoff.“ Das ist Lauterbach eine Pressekonferenz wert, die er draußen abhält – so wie es zu Corona-Zeiten mit Beerdigungsfeiern üblich war.

Aber der alte Panikzug Lauterbach hat an Fahrt verloren. Haute er vor gut einem Jahr noch nebenbei so einen raus wie: Uns drohe im Herbst die „absolute Killervariante“. So ist der Minister doch heute nur noch ein Schatten seiner selbst: Jeder solle sich selbst schützen, dazu könne auch das Tragen von Masken gehören, etwa sei es „vielleicht sinnvoll“, diese beim Besuch von Pflegeeinrichtungen zu tragen. Könne? Vielleicht? Nicht auszuschließen? Man kann sich selbst schützen? Ist das noch der echte Lauterbach oder wurde der doch entführt?

Neben Lauterbach steht Lars Schaade, der lebende Beweis dafür, dass der Minister noch der Alte ist. Schaade ist stellvertretender und damit vorrübergehender Präsident des „Robert Koch-Instituts“. Seit Januar. Als Lothar Wieler Hals über Kopf freiwillig gehen wollen musste. Seitdem hat Lauterbach die Stelle nicht neu besetzt. Das ist auch anstrengend: Gespräche führen, sich durch Bewerbungen quälen, in denen Sätze stehen wie: „Ich bin ein Teamplayer.“ Und wie alles andere, das anstrengend ist – Reform der Pflegeversicherung, der Krankenkassen, Rettung der Krankenhäuser – unterlässt Lauterbach auch die Neubesetzung der Stelle im RKI.

Da gibt Lauterbach doch lieber eine schnelle Pressekonferenz zu seiner Impfung. Wir würden im Herbst „sehr viele Fälle“ haben und: „Die Impfung senkt – von allem, was wir wissen – das Risiko, an Long Covid zu erkranken.“ Von allem, was wir wissen? Das ist nicht mehr der Talkshowheld, der selbstbewusst und frei von Zweifeln verkündet, er habe eine Studie gelesen und wisse jetzt, dass sich das Virus durch die Klospülung in die Wohnung schleicht.

Nur dass geimpft werden soll, ist immer noch Lauterbachs Botschaft. Denn das helfe. Irgendwie, vielleicht, so weit wir wissen. Und da Biontech nun mal den neuen Impfstoff auf den Markt gebracht und Lauterbach den fleißig bestellt hat, sollte der auch rein in die Venen. Das wäre schließlich nur wenig sozial, einen Teamplayer derart allein zu lassen. Letztlich kümmert sich sogar Lord Voldemort um die Seinen. Vielleicht.

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