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Robert Habeck

Dass ukrainische KKW weiter laufen, ist „in Ordnung … Sie sind ja gebaut“

05.04.2023

| Lesedauer: 2 Minuten
Dem ukrainischen Energieminister Haluschtschenko sagte Habeck: „Die Ukraine wird an der Atomkraft festhalten. Das ist völlig klar – und das ist auch in Ordnung, solange die Dinger sicher laufen. Sie sind ja gebaut.“ Aha. Sind die in Deutschland nicht auch gebaut?

Robert Habeck, derzeitiger Bundeswirtschaftsminister, findet Kernkraftwerke in Ordnung – wenn sie in der Ukraine laufen. Nach einem Treffen mit dem ukrainischen Energieminister Haluschtschenko sagte er dem TV-Sender Welt: »Die Ukraine wird an der Atomkraft festhalten. Das ist völlig klar – und das ist auch in Ordnung, solange die Dinger sicher laufen. Sie sind ja gebaut.«

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Dennoch wolle die Ukraine den Anteil sogenannter erneuerbarer Energien im Strommix auf 50 Prozent anheben – fügte er sozusagen perspektivisch an. Es gebe in der Ukraine sehr viel Fläche und auch mehr Sonnenstunden als in manchen Regionen Deutschlands, sagte er weiter – ausgerechnet in einem Land, das im Augenblick unter extremen Kriegsschäden leidet und dessen Energiesystem kurz vor dem Zusammenbruch steht.

Das liege auch daran, dass die Ukraine erkannt habe, dass eine dezentrale regenerative Energieversorgung „sicherer und unabhängiger“ sei, so Habeck. Die geographischen Voraussetzungen seien jedenfalls gut; es gebe in der Ukraine sehr viel Fläche und auch mehr Sonnenstunden als in manchen Regionen in Deutschland. Nicht überliefert wurde die Antwort des Energieministers, ob dessen Fokus gerade Windräder sind.

Habecks absonderliche Merkwürdigkeiten schließen nahtlos an jenes legendäre Interview an, das eine dänische Fernsehjournalistin mit Habeck führte. Die fragte ihn so robust nach, wie er das von seinen grünen Propaganda-Reporterinnen in deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern nicht mehr gewohnt ist. Und prompt gerät er in fürchterliches Gestammel.

Die Dänin hält ihm vor, dass Atomkraft einen minimalen sogenannten »CO2-Fußabdruck« verglichen mit Kohle habe, und fragt: »Sie haben gerade den Kohleausstieg verschoben, aber nein zu Atomkraft gesagt, die nächsten Monate vom Netz geht. Warum?« Habeck stottert: »Natürlich hat Atomkraft einen niedrigeren CO2-Abdruck. Aber worüber sprechen wir? Die europäischen Mächte, die Atomenergie nutzen, bekommen ihr Uran aus – upps – aus Russland.«

»Wenn wir über Unabhängigkeit sprechen, ist Atomkraft nicht wirklich hilfreich, weil wir immer noch von russischem Uran abhängig sind«, lügt Habeck die Reporterin an. Russland ist zwar eine der führenden Nationen, die angereichertes Uran 235 liefern kann. Es stellte 2020 etwa ein Drittel des weltweiten Bedarfs an Uranhexafluorid her, einer Vorstufe zu angereichertem Uran. Das wird in jenen sehr schnell laufenden Zentrifugen stufenweise angereichert. Davon stehen wiederum welche auch – upps – in Lingen. Das ist in Deutschland.

Russland verfügt über 43 Prozent der weltweiten Anreicherungskapazität. Das entspricht allerdings fast genau den gemeinsamen Anreicherungskapazitäten von Europa (33%) und den USA (7 %). Doch das Uranerz, das Russland verwendet, stammt zu einem großen Teil nicht aus dem Land selbst, sondern aus Kasachstan.

Weltweit gibt es genügend Länder mit beträchtlichen Uranvorkommen und Anreicherungskapazitäten. Deutschland gehört auch dazu, hier wurde die Förderung allerdings schon früh eingestellt. Unter der Erde Deutschlands wie im Schwarzwald beispielsweise schlummern noch schätzungsweise 7.000 Tonnen Uran, die würden reichen, um für fast zwei Jahre den vollständigen Stromverbrauch Deutschlands zu decken. Jene hunderttausende von Wärmepumpen, von denen Habeck und Co träumen, könnte man damit prima antreiben.

Brennstäbe für deutsche Kernkraftwerke kommen von der französischen Framatome und Westinghouse in USA und Schweden. Der Weiterbetrieb der verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland wäre also auf die Lieferung von nuklearem Brennmaterial oder Brennstäben aus Russland gar nicht angewiesen.

Interessant ist die Frage, schreibt TE-Autor Alexander Wendt, welche Brennelemente die Ukraine für ihre insgesamt 15 Reaktoren nutzt. Die Brennstäbe für insgesamt sieben Reaktoren stammen dort mittlerweile aus Schweden.

Märchenbuchautor Robert Habeck macht seiner alten Profession alle Ehre. Fatal nur, wenn so jemand auf dem Chefsessel des Bundeswirtschaftsministeriums sitzt.

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