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Achtung, Glosse

Die Grünen sind die Partei der neuen Wirtschaft

03.01.2023

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Vorsitzende der Grünen Ricarda Lang hat einen Proteststurm ausgelöst: Sie sagte, die Grünen seien die neue Wirtschaftspartei. Doch dabei handelte es sich um ein Missverständnis – einen kleinen Wortdreher lediglich.

Ricarda Lang muss man lange und geduldig zuhören, um sie richtig zu verstehen. Wenn man das denn will. Doch am Ende ergibt es einen Sinn – einen grünen Sinn halt, aber in sich ist der schon schlüssig. So zog die Grünen Vorsitzenden viel Zorn auf sich, als sie behauptete, Deutschland habe kein Stromproblem. Ganz viel von diesem rechten „Hass und Hetze“ war die Folge. Doch dann legte Lang nach: Wenn es an Strom mangele, helfe ja der „Lastabwurf“.

[inner_post 1] Wir haben keinen Stromproblem. Wenn es davon zu wenig gibt, nehmen wir einfach ganze Viertel vom Netz. Als grüne Habeck-Logik ist das in sich schlüssig. Sorgen muss sich deshalb keiner: Ricarda Lang und Robert Habeck haben dann ja weiter Strom. Wir nehmen schließlich nicht die Viertel vom Netz, in denen solche politischen Kaliber leben – sondern nur die, in denen Menschen hausen, die der Gesellschaft niedere Leistungen erbringen wie Essen, medizinische Versorgung oder halt Stromerzeugung.

Ricarda Lang hat viel im Kopf – sie kommt halt nur nicht so gut ran. So war es jetzt wieder. Die große Vorsitzende hat gesagt, die Grünen seien die neue Wirtschaftspartei. Da waren sie schon wieder – die rechten Brüder „Hass und Hetze“ – allgegenwärtig in diesen Tagen. Doch gemach, gemach. Lang hat sich versprochen. Ein kleiner Wortdreher. Das kann einem doch jedem mal passieren. Eigentlich hat Lang gemeint: Die Grünen sind die Partei der neuen Wirtschaft. Und ehrlich gesagt – da hat sie recht, aber voll.

Wie sieht denn die neue Wirtschaft in Deutschland aus? Die Industrie muss ihre Produktion drosseln, weil wir nicht mehr genug Strom herstellen. Trotzdem ist nicht garantiert, dass die Energie für den ganzen Winter reicht, oder ob wir nicht wenigstens zu Langs Lastenabwurf greifen müssen. Das ist eine Situation, die ist neu für die Wirtschaft der Bundesrepublik. Also seit den späten 40er Jahren ist sie neu. Nun, der „neue Mensch“ ist ja auch eine „alte Idee“, wie der großartige Hans Magnus Enzensberger so treffend formuliert hat.

Ansonsten geht’s uns in der neuen Wirtschaft doch gut. Ok. Autofahren ist teuer, aber wir können ja auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Irgendwann fährt der auch mal wieder, wenn genug Personal bereitsteht, es nicht an Energie mangelt und nicht gerade Frühling ist – oder Sommer – oder Herbst – oder Winter. Die Krankenhäuser bleiben aus den gleichen Gründen geschlossen. Aber es darf sich jetzt jeder selbst mit Medikamenten versorgen. Nicht mit neuen aus der Apotheke – solch ein Luxus ist künftig Leistungsträgern a la Lang vorbehalten. Aber die abgelaufene Arznei vom Flohmarkt tut’s ja auch.

Doch wenn die Wirtschaft demnächst runterfährt, ist das eh alles egal. Wozu noch gesund und mobil bleiben, wenn es nicht der Optimierung der Arbeits- und Steuerkraft dient? Wer in der neuen Wirtschaft nicht mehr als Mehrwert-Produzent gebraucht wird, soll am besten daheimbleiben und so wenig Kohlendioxid wie möglich verbrauchen. Diesen setzt man übrigens frei, wenn man atmet – wehe, es ist ausreichend Zeit verstrichen und der Gedanke bei Ricarda Lang angekommen.


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