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Kleben lassen

Für die „Letzte Generation“ muss die Madonna dran glauben

23.08.2022

| Lesedauer: 2 Minuten
Klimaextremisten klebten sich am Dienstagmittag an einem Renaissancegemälde in der Dresdner Gemäldegalerie für Alte Meister fest. Zuerst ist man empört – und dann gelangweilt.

Die klimaextremistische Gruppe „Letzte Generation“ hat sich am Dienstagmittag im Zuge einer Aktion an den Rahmen der weltberühmten Sixtinischen Madonna des Renaissancekünstlers Raffael festgeklebt. Zwei Mitglieder der Organisation twitterten die Aktion samt Video ins Netz.

Zu hören waren die üblichen Parolen: Man müsse jetzt Widerstand leisten gegen die Klimakatastrophe, es herrsche ein selbstzerstörerischer gesellschaftlicher Kurs während „wir hier im Museum sind“. Es stürben Menschen und litten Hunger (ja, in der Reihenfolge). Gutes Argument. Warum sind die Klimaextremisten denn dann im Museum und tun nicht etwas dagegen, wie so viele nützliche NGOs vor Ort? Mensch und Material für Misereor wäre eine noble Alternative.

Was das mit Raffaels Verherrlichung der Gottesmutter zu tun hat, und inwiefern ein Goldrahmen die Verantwortung dafür trägt – es bleibt ein Geheimnis. Immerhin: Die Engel seien berühmt. Aber das ist der Platz des Himmlischen Friedens auch, und bisher hat sich keines der Pattexkinder an dem festgeklebt.

Ob die Attacke auf Botticellis Frühling oder auf die Laookon-Gruppe – in ihrer Effekthascherei sind sie nicht minder platt wie der erbärmliche Versuch, vor dem Kanzleramt Kartoffeln zu vergraben. Die Manöver sind unoriginell wie uninspiriert und stellen einzig die Ignoranz einer Bewegung zur Schau, die glaubt, mit einem Griff nach alteuropäischem Kulturgut bereits den Schritt in die Spuren Rudi Dutschkes getan zu haben.

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Die „Letzte Generation“ kultiviert Öko-Terrorismus, aber nur den gratismutigen, bei dem sie als Täter Opfer spielen kann, ohne selbst etwas aufs Spiel zu setzen. Es ist ein Aktivismus, der zur Matscha-Tee-Kultur neigt, aber bitte nur unter der Woche zu geregelten Zeiten. Man hat schließlich noch Hobbys und Wochenende.

Wenn die Aktion eines zeigt, dann die Degeneration der Letzten Generation. Früher hatten die Protestler mit ihren Straßenaktionen noch so etwas wie Risikobewusstsein gezeigt. Wer an einem Dienstagmorgen in ein halbleeres Museum spaziert und seine Hand an einen Raffael pappt, hat offenbar seinen Zenit überschritten. Aus einer ärgerlichen Aktion wird damit eine lächerliche.

Die Gruppe, die sich pathetisch zur „Letzten Generation“ stilisiert, will angeblich den Planeten retten, glaubt aber zugleich, mit etwas Reichweite im Netz seinen Beitrag geleistet zu haben. Reichweitenstarke Dummheit verschreckt dagegen den letzten Sympathisanten. Wer die Taliban in ihrer Kulturbarbarei imitiert, muss damit rechnen, dass man ihn irgendwann einfach kleben lässt.

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