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Hohe Wahlbeteiligung stärkt Zentrum und Mitte

Gegen-Rechts-Demos schaden Rot-Grün – und nützen der Linkspartei

23.02.2025

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Gegen-Rechts-Aufmärsche haben SPD und Grüne geschwächt, während die Linkspartei profitiert. Das rechte Lager mobilisiert neue Wähler, während das linke sich nur intern umverteilt. Eine Wahl, die alte Gewissheiten ins Wanken bringt.

Die Gegen-Rechts-Aufmärsche haben Grün und Rot geschwächt – hätten Sie es gedacht? Aber das ist die logische Schlussfolgerung aus dem heutigen Ergebnis. Die einst grünbewegte Jugend wählt lieber gleich das linkeste Original. Bis zu 27 Prozent der Jungwähler kreuzten die Silberlocken an. Gregor Gysi ist jetzt ein Stück weit der deutsche Bernie Sanders.

SPD und Grüne haben sich dagegen mit ihren Brandmaueraufrufen und der Aktivierung der Zivilgesellschaft keinen Gefallen getan. Denn wer Friedrich Merz zum neuen Franz von Papen deklariert, stärkt die KPD, nicht die SPD. Wer die Machtergreifung an die Wand malt, muss damit rechnen, dass der Wähler des linken Lagers eine Partei wählt, die nicht mit Merz koaliert.

SPD und Grüne litten daher bei dieser Wahl an einem Phänomen, das der CDU nur allzu gut bekannt ist. Sie haben Federn lassen müssen, weil der Wähler fürchten muss, dass Robert Habeck am Ende doch wieder Minister ist. Daher wählt man sicherheitshalber die AfD. Jetzt profitiert ausgerechnet die Linkspartei, die vor wenigen Monaten noch im politischen Koma war, von einer Strategie, die eigentlich nur die CDU/CSU einhegen sollte.

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Legt man die ZDF-Hochrechnung von 20:58 Uhr zugrunde und zählt die Prozente von SPD, Grünen, Linken und BSW auf, dann ergibt sich eine Differenz von minus 3 Prozent bei den Gesamtverlusten des linken Lagers gegenüber CDU/CSU und AfD. Es ist aber nicht so, dass diese 3 Prozent geschlossen zur Union oder zur AfD gewandert wären. Vielmehr haben sie sich im linken Lager neu verteilt – insbesondere zu Ungunsten der SPD. Die Neusortierung hängt tatsächlich mit der höheren Wahlbeteiligung zusammen – und von der profitierten vornehmlich die AfD, die Union und das BSW.

Denn die angeblich so stark bedrohte Demokratie ist in überraschend gutem Zustand. Ausgerechnet die AfD hat rund 1,8 Millionen Nichtwähler an die Urnen geholt. Die „demokratischen“ Parteien müssen sich angesichts dessen die Frage stellen: Ist es eigentlich besser, gar nicht zu wählen, als die AfD zu wählen? Ist es demokratischer? Unangenehme, peinliche Fragen. Plötzlich sind wieder Wahlbeteiligungen von rund 84 Prozent möglich. Bei einer niedrigeren Wahlbeteiligung hätte die FDP – trotz ihrer Implosion – vielleicht noch Chancen auf den Einzug besessen.

Der zweite große Gewinner der hohen Wahlbeteiligung: Die Union. Immerhin 1,1 Millionen Wähler aus dem Nichtwählerlager konnte Merz überzeugen. Das ist trotz des eher verhaltenen Ergebnisses eine Leistung. Deutlich wird also: Das Lager rechts der Mitte hat neue Wähler mobilisiert. Das linke Lager bleibt dagegen stabil, hat lediglich Stimmen untereinander ausgetauscht.

Der Mythos, eine hohe Beteiligung stärke „linke“ oder „demokratische“ Parteien ist tot. Der Wählerauftrag wäre demnach klar – nicht nur in absoluten Ergebnissen. AfD und CDU, nicht SPD und Grüne, haben die Leute auf die Straße – und in die Wahlkabine geholt.

Oder anders gesagt: Sie sind mehr.

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