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Paris

Frankreichs grüne Bürgermeister starten kulturelles Umerziehungsprogramm

von Gastautor

18.09.2020

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Abschaffung von „toten Weihnachtsbäumen“ auf öffentlichen Plätzen, die Verabschiedung einer „Charta der Baumrechte“ und die Verunglimpfung der Tour de France – Frankreichs grüne Bürgermeister stellen sich gegen Traditionen der Bürger.

In Frankreich erregen die jüngsten Ankündigungen der gerade erst ins Amt gekommenen Stadtoberhäupter der ökologischen Partei EEVP („Europe Écologie – Les Verts“) die Gemüter. Immerhin acht von 42 Stadtparlamenten französischer Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern (unter anderen Lyon, Strasbourg, Bordeaux, Besançon, Tours, Annecy und Grenoble) wurden bei den letzten „Municipales“ im Mai 2020 von den Grünen erobert.

„Das radikale Abdriften der grünen Bürgermeister“

Der Figaro titelt „Das radikale Abdriften der grünen Bürgermeister“ und kritisiert die Äußerungen des Lyoner Bürgermeisters Grégory Doucet, der die soeben stattfindende Tour de France als „machohaft und umweltschädlich“ bezeichnete und die mögliche künftige Streichung des beliebten Sportereignisses in den Raum stellte. Wenige Tage zuvor schon hatte die französische Presse über Doucets Weigerung berichtet, an dem jahrhundertealten traditionellen katholischen Bittruf „Vœu des Échevins“ von 1643 teilzunehmen, bei der die Jungfrau Maria um eine Abwendung der Pest angefleht wurde und dem der jeweils neue Lyoner Stadtregent normalerweise beiwohnt. Doucets Begründung seiner Absage: „Nach meiner Interpretation der Regeln der Laizität überlasse ich es den Gläubigen, daran teilzunehmen“. Was ihn jedoch nicht daran hinderte, am Tag nach dem wichtigen katholischen Ereignis den Grundstein für eine Moschee in Lyon zu legen.

Doucet ist kein Einzelfall. Nach dem Willen des Grünen Pierre Humic, der Bordeaux regiert, soll es auf dem Platz Pey Berland zwischen Kathedrale und Rathaus keinen Weihnachtsbaum mehr geben: „Wir werden keine toten Bäume auf den Plätzen der Stadt aufstellen. Das ist ganz und gar nicht unsere Auffassung von Begrünung“, verteidigt Humic seine Entscheidung und fügt hinzu: „Ende 2020 werden wir die Charta der Baumrechte verabschieden“. Schon wurde die Online-Petition „Bordeaux will seinen Weihnachtsbaum behalten“ – mit großem Zuspruch – in Gang gesetzt. Was Humic daraufhin veranlasste, je nach Ausmaß der Petition eine „Befragung“ der gesamten Stadtbevölkerung zu diesem Thema anzusetzen, wie er ankündigte.

Politische Ökologie als säkulare Religion

Der Journalist Ferghane Azihari warnt im Figaro: „Die jüngsten polemischen Stellungnahmen der grünen Bürgermeister sind weniger harmlos, als sie erscheinen: Sie wirken an einer Ideologie mit, die versucht, die Menschenrechte einzuschränken“. Er verweist auf den amerikanischen Publizisten Henry Louis Mencken, der den „Puritanismus als zwanghafte Angst bezeichnete, dass irgendjemand irgendwo glücklich sein könnte“. Genau das sei die Haltung, „die diese neue säkulare Religion – die politische Ökologie – inspiriert“. Daher, so Azihari, sei es nur noch „eine Frage der Zeit, bis die Grünen die Gärtner, die Blumenhändler oder die Tischler vor einen internationalen Strafgerichtshof bringen“.


Dieser Beitrag erschien zuerst in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme.

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