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Verbrenner sind gefragt

Elektroautos auf Talfahrt: Wer schrumpft am schnellsten?

08.12.2024

| Lesedauer: 3 Minuten
Verbrenner und Hybride sind auf dem Vormarsch, während die Zulassungen von Voll-Elektroautos rückläufig sind. Betroffen sind alle Hersteller und Anbieter von E-Autos – allerdings die einen weniger, die anderen mehr.

Die erste Welle der „Early-Bird“-Käufer bei Batterie-Elektroautos (BEV) ist abgeebbt, weil alle gutsituierten Eigenheim- und Wallbox-Besitzer aus den Vorstädten inzwischen mit einem entsprechend Image- und Klima-freundlichen Gefährt versorgt sind, der Staat aus Haushaltsgründen für Kaufwillige mit hohem Umweltbewusstsein, aber niedrigeren Einkommen zu Jahresbeginn 2024 den Subventionsstecker ziehen musste – was von volkswirtschaftlich unkundigen Autoexperten, selbst aus der Wissenschaft, hartnäckig bis heute nicht als Grund negiert wird.

Als Folge sinken die E-Neuzulassungen oder stagnieren auf niedrigem Niveau, Verbrenner sind wieder gefragter. In Europa steigt vor allem der Absatz von Hybriden (HEV) – Autos also mit einem Verbrenner als Hauptantrieb sowie Elektromotor und Speicherbatterie als Zusatzantrieb –, in Deutschland insbesondere als Plug-In-Hybride (PHEV). Getroffen von der Marktschwäche bei BEV sind alle Hersteller und Anbieter von BEV, allerdings die einen weniger, die anderen mehr.

Das wirft Fragen auf: Warum alle? Welche Hersteller mehr und welche weniger, und warum die Unterschiede? Wo stehen die deutschen E-Auto-Hersteller im Wettbewerb tatsächlich? Haben sie die Elektrifizierung ihrer Automobile wirklich so tief verschlafen, wie das Narrativ der Medien unentwegt lautet? Hinken sie im Wettbewerb hinterher, oder sind sie die Gewinner, aber eben nur die Gewinner „auf den letzten Plätzen“? Da Monatsergebnisse erfahrungsgemäß wegen möglicher Sonderfaktoren keine Aufschlüsse über Entwicklungstrends geben, soll nachfolgend die Marktentwicklung nach Herstellern und Marken in Deutschland über die ersten 10 Monate bis einschließlich Oktober 2024 analysiert werden.

Wo stehen die deutschen Elektroauto-Hersteller mit ihren vergleichsweise „teuren“ E-Modellen im Wettbewerb mit ihren ausländischen Konkurrenten, vor allem aus China? Sind die chinesischen Autobauer wirklich dabei, mit ihren angeblich ebenbürtigen, aber erheblich billigeren E-Autos die deutschen Konkurrenten vom Markt zu fegen? So, wie es die EU vermutet?

Die Analyse der Neuzulassungen am deutschen Automarkt von Januar bis Oktober 2024 zeigt folgendes – überraschende – Bild:

  • Die Neuzulassungen lagen in diesem Zeitraum mit 2,3 Millionen exakt auf Vorjahresniveau (+/- 0 Prozent), unterschritten dabei aber immer noch das Vorkrisenniveau 2019 um rund 500.000 Fahrzeuge (- 22 Prozent).
  • Die BEV-Verkäufe unterschritten mit 312.000 das Vorjahresvolumen um 110.000 Einheiten erheblich (- 27 Prozent), ihr Marktanteil sank auf 13,3 vH, nachdem er im Vorjahr noch bei 18 vH gelegen hatte. Die größten Absatzverluste mussten – ganz im Gegenteil zur öffentlichen Meinung – nicht die deutschen Hersteller hinnehmen, sondern Tesla und sämtliche in Europa vertretenen chinesischen Hersteller ohne Ansehen ihrer Wettbewerbsstärke im chinesischen Heimatmarkt selber. Unter anderem in alphabetischer Reihenfolge (Januar bis Oktober 2024 gegenüber dem Vorjahr in Prozent):

AIWAYS: – 43,8
BYD: – 33,0
GWM: – 58,9
LYNK&CO: + 120,0 (auf 11 BEV)
MG ROEWE: – 5,4
NIO: – 71,2
POLSTAR (VOLVO): – 54,0
SMART (GEELY): – 22,3
TESLA: – 42,5
Xpeng: x (213 BEV)

  • Selbst Ex-Weltmarktführer Tesla büßte auf dem deutschen Markt mit 23.000 Einheiten fast die Hälfte (- 42,5 Prozent ) seines Absatzes ein. Einige chinesische Hersteller wie BYD sind dabei, ihre Expansionspläne deutlich herunter zu schrauben – oder planen einen geordneten Rückzug (im Gegensatz zu Ford).
  • Bei den deutschen BEV-Herstellern stellt sich das Markt-Bild per Oktober 2024 gegenüber dem Vorjahr insgesamt deutlich besser dar. Sie leiden alle unter der insgesamt rückläufigen BEV-Nachfrage, sind aber ansonsten voll wettbewerbsfähig, selbst die Tochter-Marken des VW Konzerns.

AUDI: – 24,5
BMW: + 24,8
FORD: + 15,5
Mercedes: -11,2
Mini: -36,7
OPEL: – 67,6
Porsche: + 4,6
SEAT: + 2,0
Skoda: +19,1
Volkswagen: 16,1

  • An der Spitze aller BEV-Neuzulassungen von BEV per Oktober liegen die deutschen Hersteller VW (49.000) und BMW (33.000) gefolgt von Tesla (31.000) und Mercedes (28.000). Platz fünf nimmt die VW-Konzerntochter Skoda (20.000) ein, dann folgt Hyundai (15.000) aus Südkorea.
    Von chinesischen Marken schafft es allein MG ROEWE mit 14.000 über die magische Grenze von 10.000 Neuzulassungen. Alle übrigen pendeln um die 1000er-Marke.

Fasst man zusammen, so haben die größten Marktverluste bei BEV am deutschen Markt im Jahr 2024 die chinesischen Anbieter aufzuweisen. Unter den relativen wie absoluten Zulassungsgewinnern befinden sich alle deutschen Hersteller sowie Tesla und Hyundai. Sie haben in Summe vom schrumpfenden „BEV-Kuchen“ ein größeres Stück vereinnahmen können.

Zur Vollauslastung von reinen BEV-Autofabriken wie Emden, Zwickau und Grünheide reicht das bei weitem nicht. Die Perspektiven sind wenig erhellend. Aber wie sagte Winston Churchill: „Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter.“

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