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Unabhängigkeit von Dänemark

Grönland: Weg von Dänemark hin zu den USA?

14.01.2025

| Lesedauer: 2 Minuten
Für die USA hat Grönland einen hohen strategischen Wert. Laut einer Umfrage befürwortet die Mehrheit der Grönländer einen Beitritt zu den USA. Bei der Parlamentswahl in diesem Frühjahr spielt für die Grönländer die Unabhängigkeit von Dänemark im Wahlkampf eine wichtige Rolle.

Eine Mehrheit der Grönländer würde einen Beitritt zu den USA befürworten. Das ergab jetzt eine Meinungsumfrage. 57,3 Prozent der Befragten befürworten einen Beitritt Grönlands zu den Vereinigten Staaten, 37,4 Prozent lehnten einen solchen ab und 5,3 Prozent sind unentschlossen.

Inwieweit dies eine repräsentative Umfrage sein kann, ist noch offen. 416 Personen wurden dazu in Grönland befragt – von zwei Studenten aus den USA. Die grönländische Meinungsforschung ist noch etwas unterentwickelt. Dort leben nur 56.000 Einwohner. Zusätzlich hat Grönlands Premierminister erklärt, er würde gerne in den Bereichen Verteidigung und Bergbau mit den USA zusammenarbeiten.

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Grönland gehört politisch zu Dänemark, das die Insel im 18. Jahrhundert kolonialisierte. Seit 1979 ist das Gebiet autonom. 1985 hat Grönland die EU verlassen. Grönländer sind somit zwar dänische Staatsbürger, aber keine EU-Bürger. 2023 hat Grönland schonmal einen Verfassungsentwurf für den Fall einer Unabhängigkeit von Dänemark ausgearbeitet.

Die Dänen haben bisher offiziell nicht über Veräußerungsabsichten geredet. König Frederik von Dänemark hat im Gegenteil zum Jahreswechsel das Königswappen Dänemarks ändern lassen. Bisher standen vier Felder mit Löwen, Kronen, Eisbär und Widder im Mittelpunkt des Wappens. Den Teil mit den drei Kronen hat Frederik entfernen lassen und dafür den Eisbären größer machen können. Der ist das Wappentier Grönlands. Damit wollte König Frederik offensichtlich deutlich machen, dass Grönland zu Dänemark gehört.

Schon früher wollten die US-Staaten Grönland übernehmen. Dies wurde immer mal wieder angesprochen. Dänemark lehnte seinerzeit das Angebot des damaligen Präsidenten Truman ab, Dänemark für 100 Millionen US-Dollar zu kaufen – in Gold. Bereits der frühere 17. US-Präsident Andrew Johnson hatte in den 1860er-Jahren überlegt, das US-Territorium durch den Kauf von Grönland und Island zu erweitern. Was damals Sandkastenspiele blieben, hatte Trump in seiner ersten Amtszeit ebenfalls angesprochen.

Bei der Parlamentswahl in diesem Frühjahr spielt für die Grönländer die Unabhängigkeit von Dänemark im Wahlkampf eine wichtige Rolle. Sie haben jedoch erklärt, an einer näheren Zusammenarbeit und Handel mit den Vereinigten Staaten interessiert zu sein.

Für die USA hat Grönland einen hohen strategischen Wert; sie betreiben in Thule einen Luftwaffenstützpunkt mit einem Raketen-Frühwarnsystem. Wichtig für die USA ist, dass sich kein anderes Land auf der größten Insel der Welt breitmacht. Trump sprach von Schiffen, die in der Region umherkreuzen und meinte damit chinesische und russische Schiffe. „Wir sind dort präsent und werden es weiterhin sein“, so wird Kremlsprecher Dmitri Peskow zitiert. Die „dramatische Entwicklung“ werde von der russischen Regierung genau verfolgt.

Trump hatte mit diesem Thema einen richtigen Riecher. Der Aufschrei dagegen ist doch etwas schräg, vor allem das Narrativ, der geborene Dealmaker Trump wolle im Zweifelsfall mit Truppen einmarschieren.

Sogar Kanzler Scholz war den armen Dänen und Inuit zu Hilfe gekommen. Noch am vergangenen Mittwoch hatte er in Richtung Trump betont, die Unverletzlichkeit von Grenzen sei ein Grundprinzip des Völkerrechts. Markige Sätze kommen im Wahlkampf gut, dachte er sich wohl. Nicht gesagt hatte er, ob er die Reste der Bundeswehr zur Grenzsicherung aktivieren wolle. Vermutlich hat man in Mar-a-Lago lauthals über den gelungenen Scherz im alten Europa gelacht.

Zuvor hat Scholz offenkundig mit der dänischen Regierungschefin, mit NATO-Generalsekretär Rutte und dem französischen Präsidenten Macron gesprochen und angefragt, wie dort das Problem gesehen wird. Ebenfalls nicht bekannt wurde bisher, ob die Dänen über das Hilfsangebot von Scholz entzückt waren. Oder ob sie ihn darauf hingewiesen haben, wie offen umgekehrt die deutschen Grenzen für eine bestimmte Art von Invasion sind.

Die französische Regierung bezeichnete Trumps Drohungen als „Form von Imperialismus“. Aber die ist vermutlich nur sauer, weil sie selbst kampflos die Länder der Sahelzone aufgegeben hat. Ein gewaltiger Ansehensverlust der einstigen Achsenmacht. Das soll Trump nicht passieren.

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