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Nur noch 34 Prozent in Bayern

CSU fällt in Umfragen auf Rekordtief: Söder, der Scheinriese

24.04.2021

| Lesedauer: 2 Minuten
Die CSU hatte die Macht in Bayern lange gepachtet - doch allmählich wird es brenzlig für die kleine Unionsschwester. Außer ganz viel blau-weißem Konfetti gibt es wenig, was diese Partei in ihrer Lage für bundespolitische Abenteuer qualifizieren würde.

Nach einer Erhebung von „Sat1 Bayern“ kommt die CSU im Freistaat nur noch auf 34 Prozent. Wäre diesen Sonntag Bundestagswahl, würden die Christsozialen mit diesen Zahlen ihr historisch schlechtes 2017er-Ergebnis noch einmal unterbieten.

Woran das liegt? Markus Blume gibt der Schwesterpartei die Schuld. „Das ist ein Ergebnis der Entscheidung der CDU“ sagt der CSU-Generalsekretär und meint damit die Kür Laschets zum Kanzlerkandidaten. „Wir spüren die Enttäuschung über die Entwicklung auch hier in Bayern. Das wird jetzt ein schwerer Weg.“

[inner_post 1] Damit hat er sicherlich Recht: In der Tat wird das ein schwerer Weg, der der Union bis September bevorsteht. Aus dem derzeitigen Umfragetief wieder hochzukraxeln, während man einen Armin Laschet vor sich herschiebt, gleicht einer Sisyphosaufgabe. Dennoch: Die Schuld exklusiv bei der großen Schwesterpartei zu suchen, blendet zweifellos den Effekt von CSU -, nein, eher von Söder-Politik auf das bundesweite Image der Union aus. Wenn der Lockdown seit Monaten unpopulär ist und immer unpopulärer wird, schadet das natürlich auch dem Lockdown-Paladin Söder, der eisern seinen Dienst in der Leibgarde der Kanzlerin (Vulgo: „Team Vorsicht“) tut. Die Treue der Wähler zur CSU und zu Markus Söder scheint aber nicht so unantastbar, ohnehin fallen die Christsozialen in Umfragen seit Monaten immer weiter.

Doch das gegenwärtige politische München wäre nicht das gegenwärtige politische München, wenn es sich nicht allem eigenen Scheitern zum Trotz mit voller Wucht gegen die Saupreißn werfen würde (obwohl Söder nach klassischer Lesart als Franke ja selbst so einer ist).

Jetzt greift er Laschet in einem Interview mit der Sueddeutschen Zeitung direkt an: Die Begründung von Laschets Kandidatur habe ihn nicht überzeugt. Umwelt solle nicht nur Deko sein, er sagt: „Ich glaube nicht, dass es klug ist, nach den progressiven Merkel-Jahren eine Politik ,Helmut Kohl 2.0’ aus der Vergangenheit zu machen. Das wäre viel zu altmodisch. Keiner will die alte Union aus den 90er-Jahren zurück. Wir brauchen einen politischen New Deal statt Old School.“

Nachdem Laschet die CSU ins Leere laufen ließ, will diese jetzt bundesweit Mitglieder anwerben. Sie richtet sich explizit an Söder-Unterstützer aus ganz Deutschland. Die können dann einer Partei beitreten, die in ihrem Bundesland gar nicht vertreten und für sie nicht wählbar ist. Die bundesweite Online-Mitgliedschaft gibt es schon länger, CDU-Generalsekretär Ziemiak war das erste Mitglied, bis dato war das „Tool“ aber wenig beliebt. Jetzt bewirbt man es ganz offen, so als würde man seinen eigenen Wahlkampf führen wollen – mit Söder in der Pose des bayerischen Löwen. Der „Söder-Zug“ soll bloß nicht im Sande verlaufen.

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Vielleicht ist der CSU-Mitgliedsbeitrag für einen jeden Bremer und Berliner ein Weg, sich für die freundlichen Hilfen aus dem Länderfinanzausgleich zu revanchieren – ansonsten ist das ganze ziemlich sinnlos für alle außer dem gekränkten CSU-Ego. Dass CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak über die Suche seiner Schwesterpartei nach bundesweiten Bayern nicht informiert war, unterstreicht diesen Eindruck – hier geht es darum, der Schwesterpartei nochmal einen mitzugeben. Man merkt förmlich wie man in München darauf hofft, dass die CDU bundesweit baden geht.

In Wahrheit dürfte Söder wohl froh sein, wenn er die CSU in Bayern über Wasser halten kann. Was er (sich) substanziell geleistet hat (von den hohen bayerischen Corona-zahlen bei maximal einschränkenden Maßnahmen ganz zu schweigen), qualifiziert ihn nicht für bundespolitische Abenteuer. Bei ihm ist vorne immer ganz lauter Defiliermarsch, das beeindruckt manche – spätestens beim zweiten Blick merkt man aber, dass hier kein zweiter Franz-Josef Strauß vor einem steht, schon gar nicht programmatisch. Nicht mal der Hauch eines Ansatzes. Narhalla-Marsch.

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