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Die Deutschlandkarte im Überblick

Corona-Update zum Morgen des 22. März: statistische Schummelei oder greifen Maßnahmen?

22.03.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
Nordrhein-Westfalen überholt Baden-Württemberg und ist nun wieder auf Platz Zwei der Erkrankten pro Hunderttausend. Die Zahl der Neuerkrankten bricht ein: doch warum? In der Slowakei reagiert die neue Regierung auf die Pandemie und in Bayern eilen Schnapsbrenner den Krankenhäusern zur Hilfe.

Erste Anzeichen für eine Beruhigung oder die Ruhe vor dem Sturm? In Deutschland sind mittlerweile 22.142 Personen als Corona-erkrankt gemeldet (Johns Hopkins Universität: 21.828). Gestern waren es 19.442. Damit wurden 2.700 neu gemeldet; doch gestern wurden auch 4.400 Personen neu Corona-positiv getestet. Auf den ersten Blick scheint dies wie eine massive Verbesserung der Lage, denn es sieht so aus, als würden die Neuerkrankungen sinken. Wie haltbar diese Zahl jedoch ist, ist nicht klar. Viele Bundesländer kommen mit dem Testen nicht mehr hinterher, getestet wir nur, wer aus einem Risikogebiet eingereist ist (Deutschland zählt anscheinend nicht dazu), Kontakt mit einem bestätigten Fall hatte oder zu einer systemrelevanten Gruppe gehört.

Es ist eine Anordnung wie aus Schilda: Um sich testen zu lassen, muss man Kontakt zu einem Positiv-Getesteten gehabt haben, aber wie soll man das wissen, wer an Corona erkrankt ist, wenn niemand getestet wird? So sinken die Zahlen – statistisch.

Insofern ist es fragwürdig, wenn von einem Tag auf den anderen weniger Personen als erkrankt gemeldet werden. Werden weniger krank oder wurde die getestete Gruppe einfach nur so weit eingeschränkt, dass eine statistische Verbesserung vorliegt? Das ist schwer einzuschätzen. Sollten jedoch in den kommenden Tagen die Zahlen der Neuinfektionen wieder steigen, so ist dies ein Hinweis auf letzteres: es werden nicht weniger Menschen krank, sondern es wurde nur die Dunkelziffer vergrößert.

Nachtrag: Es wird nun klar warum die Zahlen zusammenbrechen. Aufgrunnd des Wochendes aktaulisieren einige Gemeinden ihre gemeldeten Fallzahen nicht, deswegen werden auch weniger Neuerkrankungen gemeldet. Selbst eine Pandemie ist in deutschen Amtsstuben kein Grund Samstags auch zu arbeiten.

In Deutschland sind nun 26,6 Personen pro Hunderttausend als Erkrankt gemeldet. Hamburg führt mit 41,7 pro Hunderttausend die Statistik weiterhin an (gestern: 36,1 / HT), wieder dicht gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 37,6 / HT (gestern: 32,0 / HT). Baden-Württemberg fällt auf platz drei mit 34,5 / HT (gestern: 33,1 / HT).

Ein Blick in die Fallzahlen der Bundesländer offenbart Interessantes. In Hamburg steigen die Fallzahlen fast ungebremst an, ebenso in Nordrhein-Westfalen. Die neuen Länder liegen in der Statistik weit unter dem Durchschnitt. Das lässt sich mit dem dort relativ späten Ankommen des Virus und der geringeren Bevölkerungsdichte erklären.

In einigen Bundesländern flachen die Kurven seit dem 20. März plötzlich ab. Besonders offensichtlich ist dies in Baden-Württemberg (rote Strich-Punkt-Linie) und Hessen (türkis gestrichelt). Zeigen dort die Eindämmungsmaßnahmen Wirkung oder werden dort die oben beschriebenen statistischen Schummeleien vorgenommen?

Die orange Linie repräsentiert das Saarland, in dem – ähnlich wie in Bayern – die Landesregierungen schon früh sehr weitreichende Maßnahmen ergriff. Das langsame Abflachen dieser Linie ist ein Hinweis, dass die Maßnahmen langsam Wirkung zeigen. Auch dass Bayern (blau gestrichelt) immer noch sehr nah am Bundesdurchschnitt liegt, obwohl das Coronavirus dort zu allererst ankam, ist auch ein Hinweis auf die Effektivität der dortigen Maßnahmen.

Die Aussage, dass die Grenzen und Flughäfen geschlossen seien, wird immer wieder Lügen gestraft. So berichtet ein Ägyptenreisender, das nach seiner Ankunft am Hamburger Flughafen seine Gesundheit nicht kontrolliert wurde. Nicht einmal nach seinem Gesundheitszustand wurde er gefragt. Besonders brisant: Das RKI stuft Ägypten sein dem 21. März als Risikogebiet ein.

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Nicht nur deutsche Textilfirmen tragen zum Kampf gegen Corona bei: Laut Bayrischem Rundfunk beliefern Bayrische Schnapsbrennereien Krankenhäuser und Apotheken mit ihren Vorräten an Neutralalkohol, der eigentlich für die Herstellung von diversen Spirituosen vorgesehen war. Doch mit 96-prozentigem Schnaps lassen sich nicht nur Leber und Nieren herausfordern, sondern auch Krankheitserreger bekämpfen.

Das Corona-Virus bringt auch ganz neue Stilblüten hervor: In der Slowakei wird die neue Regierung vereidigt; man trägt Anzug, Kostüm, Krawatte und Schutzmaske.

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Dieser Artikel wurde am 22. März mit neuen Informationen des RKI aktualisiert. Samstags wurden die Fallzahlen in weiten Teilen Deutschlands nicht aktualisiert, daher auch das scheinbare Einbrechen der Neuerkrankungen.

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