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Die Fallzahlen im Vergleich

Corona-Update zum 30. März: Soziale Folgen drängen nach vorne

30.03.2020

| Lesedauer: 2 Minuten
Defektes Schutzmaterial aus China, Plünderungen in Palermo und unzureichende Einhaltung der Infektionsschutzregeln am Frankfurter Flughafen. Adidas zahlt nach Protesten wenigstens manche Mieten, beantragt jedoch Kurzarbeitergeld.

Nachdem am vergangenen Samstag kein Wochenend-Effekt auf die Fallzahlen-Statistiken sichtbar war, sind in einigen Bundesländern am Sonntag wieder leicht abflachende Kurven zu sehen. Hier fallen besonders Baden-Württemberg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern auf.

Die klare Aufteilung der Länder in drei Gruppen, nach bestätigten Corona-Fällen pro hunderttausend Einwohner, bleibt weiter bestehen, durch das weiterhin rasante Ansteigen der Fälle in Bayern konvergiert die Gruppe der drei am stärksten betroffenen Länder sogar noch mehr.

In Hamburg sind mittlerweile 112,8 Fälle pro Hunderttausend registriert. Mecklenburg-Vorpommern bildet mit 22,1 Fällen / HT weiterhin das Schlusslicht, der deutschlandweite Durchschnitt liegt bei 70,4 Fällen / HT.

Insgesamt melden die Länder nun 58.639 Fälle (Stand 29. März, 19:30). Die Johns Hopkins Universität meldet 60.659 Fälle (Stand 29. März 21:00). Gestern wurden noch 54.238 beziehungsweise 57.695 Fälle gemeldet. Die Zahl der mit Corona Verstorbenen ist von 398 auf 456 Fälle gestiegen.

In den Niederlanden musste die Regierung hunderttausende Atemschutzmasken zurückrufen, nachdem bekannt wurde, dass der Großteil der 1,3 Millionen Masken umfassenden Lieferung aus China defekt ist.

Spanien hat im Laufe der vergangenen Woche ebenfalls angekündigt, chinesische Importe zurück zu schicken: Die Regierung hatte 640.000 Schnelltests geordert, doch es stellte sich heraus, dass sie nur in 30% der Fälle Corona-Infektionen auch als solche erkennen.

Die französische Nachrichtenagentur AFP meldete, dass in Sizilien bewaffnete Polizei die Supermärkte beschützt, nachdem es in Palermo und anderen Städten zu Plünderungen durch Einwohner kam, die kein Geld mehr für Einkäufe haben. Der strukturschwache Süden Italiens ist wirtschaftlich besonders von den Ausgangssperren betroffen. Die Regierung in Rom hat mittlerweile 400 Millionen Euro für Nahrungsmittelhilfen bereitgestellt.

Wegen seiner Ankündigung, von April an die Mietzahlungen seiner Geschäfte vorerst auszusetzen, war Adidas in heftige Kritik geraten – TE berichtete hier. Der Konzern hat nun angekündigt, die Mieten in Ladengeschäften, die Privatpersonen gehören, weiter zu zahlen. In Immobilien, die Immobilienfirmen und Versicherungsfonds gehören, würden die Mietzahlungen aber weiterhin ausgesetzt. Auch will Adidas Kurzarbeitergeld für viele seiner Mitarbeiter beantragen.

Nach Berichten der Offenbach Post werden am Frankfurter Flughafen weiterhin die Regelungen zum Infektionsschutz ignoriert. Mitarbeitern des Tochterunternehmens der Lufthansa und des Frankfurter Flughafens, FraCareServices, das sich um Passagiere mit Einschränkungen kümmert, werden zum Beispiel keinerlei Schutzausrüstung wie Desinfektionsmittel, Handschuhe oder Mundschutz zur Verfügung gestellt – trotz oft engem Kontakt mit älteren oder körperlich schwachen Personen. Die Flughafengesellschaft betont: „Die Griffe der Rollstühle werden regelmäßig gereinigt“. Mitarbeiter der FraCareServices berichten jedoch, dass dies nicht nach jedem Gast passiere.

PS: Immer wieder wird kritisiert, dass die Statistiken wegen unzureichender Tests der Bevölkerung nicht verlässlich seien. Das stimmt. Allerdings gilt: Im Land der Blinden ist der Einäugige König. Die Alternative wäre es, auf eine Beobachtung der Fallzahlen komplett zu verzichten – auch keine gute Idee.

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