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Informierte sind besonders pessimistisch

Bundesbank-Umfrage: Viele befürchten künftig weniger Einkünfte

von Redaktion

05.11.2020

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Pandemie schmälert die Einkommen vieler Erwerbstätiger. Und gerade diejenigen, die über die geld- und finanzpolitischen Maßnahmen von EZB und Bundesregierung informiert sind, schätzen ihr künftiges Einkommen und das Wirtschaftswachstum pessimistischer ein als die Uninformierten.

Die Corona-Krise mindert die Einkommen eines Großteils der Menschen in Deutschland. Laut einer Umfrage der Bundesbank erleiden mehr als 40 Prozent der Befragten Einkommenseinbussen oder andere finanzielle Verluste durch die Pandemie beziehungsweise die Massnahmen zu ihrer Bekämpfung. Die Umfrage unter 2033 privaten Haushalten in Deutschland fand im Mai statt. Vermutlich dürfte der Anteil mit dem erneuten Teil-Lockdown also noch steigen. 

Und es trifft vor allem Erwerbspersonen, also diejenigen, die für ihr Geld arbeiten. 46 Prozent von ihnen rechneten im Schnitt damit, dass ihr Monatsnettoeinkommen in den kommenden zwölf Monaten um 64 Euro sinkt, so die Bundesbank-Studie. Sie sind damit nach eigenen Erwartungen wesentlich stärker betroffen als Nichterwerbspersonen, also Rentner, Pensionäre und Empfänger von sozialstaatlichen Leistungen, aber auch menschen, die von ihrem Vermögen beziehungsweise dessen Erträgen leben. Von diesen rechneten nur 28 Prozent mit Einbußen. 

[inner_post 1] Während etwa 20 Prozent der Befragten Personen in einem Beschäftigungsverhältnis einen Rückgang von weniger als 250 Euro erwarten, gehen 12 Prozent von einer Verringerung zwischen 250 und 500 Euro aus. Gut 9 Prozent rechnen mit einem noch stärkeren Rückgang ihres Einkommens. „Covid-19 verursacht Uneinigkeit, Pessimismus und Unsicherheit über die künftigen Entwicklungen“, heißt es in der Veröffentlichung der Bundesbank.

Private Haushalte sind durch die Covid19-Pandemie dementsprechend auch etwas zurückhaltender mit geplanten Ausgaben geworden. Die meisten Haushalte wollten zwar in den kommenden zwölf Monaten genauso viel auszugeben, wie in den vorangegangenen zwölf Monaten. Aber der Anteil derjenigen ist zurückgegangen, die mehr ausgeben wollen, und der Anteil derer, die ihre Ausgaben reduzieren wollen, ist in einigen Ausgabenkategorien gestiegen. Grund für diese Entwicklung seien, soo schreiben die Autoren  pandemiebedingte Einkommensverluste sowie höhere Inflationserwartungen, schreiben die Autoren René Bernard, Panagiota Tzamourani und Michael Weber.

EZB und Bundesregierung lösen Pessimismus aus

Besonders interessant: Gerade diejenigen, die gut informiert sind über angekündigte Stützungsmaßnahmen der EZB und der Bundesregierung, erwarten davon wenig Gutes für sich. Das zeigen die Autoren Olga Goldfayn-Frank, Georgi Kocharkov und Michael Weber in einem zweiten „Research Brief“ auf Basis derselben Umfrageergebnisse. Obwohl diese Maßnahmen, vor allem das EZB-Anleihekaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) oder das Hilfspaket der Bundesregierung expansiv ausgerichtet sind und die Haushalte optimistischer in Bezug auf ihre Einkommenssituation stimmen sollten, finden die Autoren keinen Zusammenhang zwischen zusätzlichen Informationen und den Erwartungen zum künftigen Einkommen. Hinsichtlich der Erwartungen zur künftigen Wirtschaftsentwicklung zeige sich sogar ein gegenteiliger Zusammenhang: Personen, die über Informationen zu Hilfsmaßnahmen verfügten, schätzten das künftige Wachstum des Bruttoinlandsprodukts geringer ein als jene, denen diese Informationen fehlten. Die Autoren erklären das so: „Aus den politischen Ankündigungen könnte unter Umständen auch hervorgehen, dass die Wirtschaft in einem schwächeren Zustand ist, als dies von den privaten Haushalten angenommen wurde. Diese könnten also zu der Vermutung gelangen, dass die Lage schlechter als gedacht sein muss, wenn die EZB oder die Bundesregierung solche Maßnahmen verkünden.“

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