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„Wir sind ein Berlin"

Berlin: Mischung aus Pjöngjang, Drogenkiez und DDR-Parolen

14.09.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Wahl von Berlins neuem Werbeslogan weist den Weg in eine kollektivistische Zukunft. Die praktische Politik arbeitet auch schon daran, dass diese sich erfüllt.

Will man nach Vielfalt, Kreativität, Freiheit, Pluralismus, Individualität, nach wissenschaftlichen und künstlerischen Höchstleistungen in Berlin suchen, muss man in die Zeit vor 1933 gehen. Unter Friedrich dem Großen wurde Berlin neben Paris zur Hauptstadt der Aufklärung, im wilhelminischen Kaiserreich brachte die Berliner Universität Nobelpreisträger hervor, in den zwanziger Jahren wurde Berlin in harter Konkurrenz zu New York zur modernsten und aufregendsten Stadt der Welt. Nationalsozialismus, Kommunismus und die Teilung haben der Stadt immens geschadet. Im Westteil der Stadt bildet sich ein Milieu heraus, das niemals lernte zu wirtschaften, dafür eine wahre Meisterschaft entwickelte, von Subventionen bzw. als Funktionär zu leben. Die Massenorganisationen der DDR wurden im bundesrepublikanischen Berlin von den NGOs abgelöst, ihre Funktion als Vorfeldorganisationen des Staates hat sich hingegen nicht geändert. 

[inner_post 1] Berlin ist die Stadt, in der Drogenhändler von der Polizei, wenn nicht geschützt, so doch ignoriert werden, wie man im Görlitzer Park besichtigen kann, geschützt aber wird die Antifa von der Polizei, während man mit brutaler Gewalt gegen friedliche Demonstranten vorgeht, nur weil sie ihr grundgesetzverbrieftes Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit wahrnehmen. Berlin ist die Stadt, in der Staus produziert werden, indem man immer mehr und immer breitere Fahrradspuren einrichtet, ist die Stadt, die Pjönjangs Verkehrsdichte noch unterbieten möchte, schließlich soll Berlin autofrei werden.  

Berlin ist die Stadt, in der die kommunistische Bausenatorin, die inzwischen zurücktreten musste, weil sie vergessen hatte, für bestimmte Einkünfte Steuern zu  entrichten, durch einen Mietpreisdeckel die Wohnkosten erhöht und den Wohnungsbau reduziert hat. Außer Wohnungen für Migranten wird in Berlin im sozialen Bereich kaum noch gebaut. Auf der Jahreskonferenz des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen 2019 sagte dessen Präsident  Axel Gedaschko über die Situation in Berlin „Sie haben es komplett versemmelt. Berlin müsste eigentlich doppelt so viel tun wie Hamburg.“

[inner_post 2] Außer Ideologie, Bevormundung und Drogenhandel floriert eigentlich nichts so recht in der Hauptstadt der Rotrotgrünen. Im Bildungsranking konkurriert Berlin mit Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Bremen um die letzten Plätze. Haftbefehle können zum Teil nicht vollstreckt werden, weil es an Plätzen in den Justizvollzugsanstalten fehlt. Mit der Einführung des sogenannten Antidiskriminierungsgesetzes motiviert Justizsenator Behrend die Polizei, eher Falschparker, sofern sie keinen Migrationshintergrund haben, zu kontrollieren, denn bei allen Kontrollen, Verwarnungen und Festnahmen von Menschen mit Migrationshintergrund laufen Polizisten Gefahr, beweisen zu müssen, dass sie nicht aus rassistischen Gründen gehandelt haben. De facto gilt in Berlin, der Hauptstadt der Clans, ohnehin schon zweierlei Recht. Um jeden Widerstand von Staatsanwälten auszuschalten, führt der Justizsenator ein Meldesystem für „demokratiefeindliche Tendenzen“ ein, um Dank der vom Senator geförderten Spitzelei gegen Beamte vorgehen zu können, auch wenn keine Beweise vorliegen. Erich Mielke hätte Behrend voller Bewunderung gelobt. In Ostdeutschland wurden Menschen eingekerkert oder in die Arbeitslager der Sowjetunion verschleppt, weil sie sich „demokratiefeindlich“ verhalten hatten, denn demokratisch war nur, was die SED wollte. 

Übrigens wird der Mielke-Satz: „Ich liebe euch alle“, nun in Berlin zum neuen Werbeslogan, natürlich etwas verkürzt und aufgehübscht im Rahmen eines neuen Markenauftritts: „Vom Ich zum Wir.“ Der  Claim kann auf ein ungute Tradition zurückblicken. So trug die Kampagne für die Kollektivierung der Landwirtschaft, als die Bauern in den fünfziger Jahren in die LPGs gezwungen wurden, genau dieses Motto: „Vom Ich zum Wir“. In den Dörfern wurden Stelen aufgestellt, in die man diesen Slogan gemeißelt hatte. Schließlich ging es um die Schaffung der sozialistischen Menschengemeinschaft.

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„Wir“ heißt übrigens auch die 1920 als Roman publizierte Dystopie des russischen Schriftstellers Jewgenij Samjatin. Samjatin beschreibt einen Stadtstaat, der von einer Mauer umgeben wird und dessen Wohnungen Wände aus Glas haben, damit die Bewohner ständig von den „Beschützern“ kontrolliert werden können. Statt Namen führen die Bewohner Nummern und wer die allumfassende Fürsorge des „Wohltäters“ ablehnt, wird öffentlich hingerichtet. Dieser neue Staat ist ein Wir-Staat, ein Einheitsstaat. Orwell hat in der „Farm der Tiere“ das neue Wir mit dem treffenden Satz charakterisiert: „Alle Tiere sind gleich, aber  einige Tiere sind gleicher als andere.“

Berlin jedenfalls hat dem Individualismus, aber auch jeder Wirtschaftlichkeit und dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt den Kampf angesagt. Das „Wir“ Berlins ist das „Wir“ derjenigen, die über Sozialtransfers befinden. Das Land Berlin scheint das Nordkorea der Bundesrepublik werden zu wollen. Der Weg vom Ich zum Wir hat sich in der Geschichte schon des öfteren als Irrweg herausgestellt. 

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