<
>
Atomkraft nein, nein, nein – darf nicht sein

Bei Hart aber Fair gegen Atomkraft als unverschämte Wahrheit

13.09.2022

| Lesedauer: 3 Minuten
Der Titel bei Hart aber Fair war: „Zu teures Gas, zu wenig Strom: Muss die Atomkraft doch länger laufen?“ Doch kaum einer wollte die gefürchteten Worte in den Mund nehmen, sondern diese Frage am liebsten mit zwei Sätzen abfertigen.

Hart aber Fair wagt sich nun doch an ein Thema, das die letzten Wochen gescheut wurde: die Atomkraft. Kaum ein Teilnehmer traute sich, die gefürchteten Worte in den Mund zu nehmen, schon gar nicht, die Frage mit mehr als zwei Sätzen abzufertigen. 
Doch die Frage dieser Sendung lautete: „Zu teures Gas, zu wenig Strom: Muss die Atomkraft doch länger laufen?“ Um das Thema Atomkraft kamen die Teilnehmer also nicht herum.

Die Sendung eröffnete mit einem Fallbeispiel: Die Kosten für Strom und Gas der Bäckerei Herzensbäcker Künne explodieren von 120.000 Euro auf 1,1 Millionen Euro pro Jahr. Um diese Preise aufzufangen, müsste der Laib Brot 8,00 Euro kosten – statt des jetzt schon beachtlich gestiegenen Preises von 4,10 Euro. Die Inhaberin der kleinen Bäckereikette war in der Sendung dabei. Caterina Künne steht mit dem Rücken zur Wand: Bleiben die Kosten, wie sie sind, wird ihr Betrieb nicht länger als bis diesen Dezember existieren. Ein Unternehmen, das es seit 90 Jahren gibt und für das ein Sohn für die Übernahme bereitsteht: weggewischt von der teuren Energie.

[inner_post 1] Ihre dringende Frage, wie sie denn durch den Winter kommen soll, kann ihr keiner so recht beantworten. Am peinlichsten sind dabei die Versuche von Hermann-Josef Tenhagen. Er ist Chefredakteur des „Finanztip“. Als solcher sieht er jede Problembekundung Künnes als Aufforderung, mit Spartipps für Einzelhaushalte aufzuwarten.

Er ist vehement gegen die Laufzeitverlängerung von AKWs – so wie Tarek Al-Wazir. Al-Wazir ist Energie- und Wirtschaftsminister in Hessen und natürlich grün. Argumente pro Kernkraft wischt er gerne mit einer lauten Stimme und Nonsens-Argumenten vom Tisch. Seine Gesprächspartner lässt er oft nicht ausreden oder übertönt sie einfach: „Sie müssen keinem Grünen erklären, wie ein Atomreaktor funktioniert“, so Al-Wazir. Die Atomkraftwerke müssen vom Netz, denn so war das schließlich beschlossen. Dafür müssen die Erneuerbaren weiter ausgebaut werden. Überhaupt, so Al-Wazir: Der Anteil des AKW-Stroms am jetzigen Strompreis sei so gering – nur 1 Prozent –, dass man gerne auf diesen Strom verzichten könne.

[inner_post 2] Es ist pure Ideologie bei Al-Wazir, Fakten hat er keine, aber er kommt damit durch. Eine Lösung, wie jetzt die Brötchen gebacken werden, bietet er nicht. Die Preise derselben sind in der Bäckerei Künne schon von 35 Cent pro Brötchen auf 40 Cent gestiegen.

Für den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke spricht sich besonders Gitta Connemann – Mitglied des Bundestags – aus. Die Unionspolitikerin hatte in der Vergangenheit schon gegen den mit Fukushima begründeten Atomausstieg gestimmt. Ihr Vorschlag, um die Probleme der Industrie abzufedern, sind massive Förderprogramme. Diese sollen finanziert werden über die energiebedingten Sondereinnahmen des Staates. Doch auf die Idee, Steuern, CO2-Preise und -Abgaben zu senken, kommt auch sie nicht.

Der letzte in der Talk-Runde ist Stefan Kooths. Kooths ist Vizepräsident des Instituts für Wirtschaft in Kiel. Er kritisiert das Handeln der Regierung deutlich. Kooths vertritt die Meinung: Nun müssen wir entscheiden, ob wir die Atomkraftwerke noch für weitere 5 bis 10 Jahre nutzen wollen. Denn nur so lässt sich ein sinnvoller Weiterbetreb reaktivieren. Der Begriff Grundlast fällt: Das ist eine Menge im Voraus planbarer Energie im Netz, die das System stabilisiert. Ohne Gas- und Kohlekraftwerke, wo soll sie herkommen? Bleibt nur die Atomkraft. Doch diese Bedenken werden von Al-Wazir sofort weggewischt.

[inner_post 3] Alles Argumente, die Al-Wazir nicht hören möchte. Er duldet sie nur noch als Notfallreserve. Doch dafür eignen sich AKWs nicht, so hatten Vertreter der Preussen Elektra in einem offenen Brief an Habeck deutlich gemacht. Diesen Brief nennt Al-Wazir „eine Unverschämtheit“. Denn wenn Realität und Ideologie nicht aufeinander treffen, ist die Realität: eine Unverschämtheit.

Und so dreht sich wieder mal die Diskussion im Kreis. AKWs werden vom Netz genommen, weil vereinbart war, dass sie vom Netz genommen werden. Die Lösung sollen irgendwann in ferner Zukunft mehr erneuerbare Energien sein.

Nun kostet der Zwetschgenkuchen in der Bäckerei Künne schon 2,50 Euro. Um die Energiekosten zu spiegeln, müssten es jedoch 3,50 Euro sein. Doch Al-Wazir, ganz grüner Trotzkopf, stampft mit dem Fuß auf: Atomkraft, nein, nein, nein. Das darf nicht sein.

 

Unterstützen Sie unabhängigen Journalismus

Ihre Unterstützung hilft uns, weiterhin kritisch zu berichten.

Einmalig unterstützen

Monatlich unterstützen

Jährlich unterstützen

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken