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Trump ist an allem schuld

Einigkeit bei Anne Will: Donald muss weg

08.06.2020

| Lesedauer: 2 Minuten
Die rhetorische Frage lautet heute: Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus – wie viel Verantwortung trägt Präsident Trump für die Eskalation? Da sind sich alle in der Runde einig: Mindestens 100%.

In der Runde sitzt Samira El Ouassil, die Anne Will mit den Worten „Sie sind ja Kommunikationswissenschaftlerin, sie können die Bilder einschätzen“ vorstellt. Natürlich kann sie das, und wirklich griffig fasst sie die Situation in den USA zusammen: „Vier Monate Corona, vier Jahre Trump, 400 Jahre Rassismus“. Der braungebrannte Norbert Röttgen (Sonnenbank?) kann bekanntermaßen nicht so plakativ formulieren, weiß aber, dass Trump nicht nachdenkt, ja nicht einmal nachdenken kann, und dass er übermorgen abgewählt würde, wenn übermorgen gewählt würde.

[inner_post 1] Cem Özdemir hat zwar viele „US-amerikanische Freunde, überwiegend im liberalen Bereich“, aber die hatten sich bei den letzten Wahlen auch furchtbar geirrt, so dass Cem Trumps Wiederwahl offen lassen will. Und Herr von Marschall ist sogar noch vorsichtiger. Wenn es „zu viele Plünderungen und Randale in den Augen der Wähler“ geben sollte, wann wählen die Wähler womöglich, was die Wähler wählen wollen, und nicht, was Norbert Röttgen empfiehlt. Herr von Maschall ist „diplomatischer Korrespondent der Tagesspiegel-Chefredaktion“ und von daher der Diplomatie verpflichtet. Aber er weiß auch nicht alles, denn wenn er betont, dass nun Teile des Establishments der Republikanischen Partei sich von Trump absetzen, weiß er nicht, dass Mitt Romney oder George W. und ähnliche Flöten sich auch vor vier Jahren deutlich absetzten.

Alice Hasters arbeitet für die Tagesschau und hat ein Buch darüber geschrieben, was weiße Menschen über Rassismus wissen sollten, und was die anderen in der Runde aber wohl längst wussten. Übrigens ist auch das Corona-Virus verdammt rassistisch, weil es schwarze Menschen überproportional trifft, erklärte uns Frau Hasters.

Nur kurz flammte Unruhe auf, als Herr von Marschall, der einzig wirklich Weiße in der Gäste-Runde (Norbert wie gesagt sonnenbank(?)gebräunt), von „Problemen in der schwarzen Community“ sprach und von „erhöhter Kriminalität in schwarzen Milieus“. Freundchen! Das liegt doch nur am strukturellen Rassismus – „nicht genug Ressourcen, nicht genug gesunde Ernährung, nicht genug Bildung“ –, wie Alice Hasters sofort ausführte.

Und als Cem Özdemir mit seinem berühmten peinlichen Pathos ausrief „In welchem Land wollen wir leben? Wo wir Brüder und Schwestern sind?“, erkannte Diplomjournalistin Anne Will das sofort als „phantastische Überleitung“ auf unseren eigenen täglichen Rassismus, obwohl Cem gedanklich noch in den US und A war.

[inner_post 2] Hanau, Halle, NSU, Shisha-Bars, Bundeswehr, Polizei, und diese Talkshow, in der Roberto Blanco (vom inzwischen geläuterten bayerischen Innenminister Herrmann) mit dem N-Wort beworfen wurde – hey, jeder wusste Dramatisches zu berichten, schließlich hatte sogar Angela Merkel in ihrer klaren Sprache gesagt: „Wir wissen auch, dass wir auch bei uns so etwas wie Rassismus kennen“. Butter bei die Fische kam dann vom Friedrich Ebert Institut, der Nachhilfe-Einrichtung für begriffsstutzige Genossen, bei dem man in Studien lernen kann, dass 7% der Deutschen Hardcore-Rassisten sind, und dass man den strukturellen Rassismus besonders gut am Wohnungsmarkt erkennen könne, wo Noch-nicht-so-lange-hier-Lebende drastisch benachteiligt sind, obwohl es sich größtenteils um Facharbeiter, Mediziner und Professoren handelt (wie andere Studien belegen).

Samira El Ouassil diagnostizierte ein „weißes Grundrauschen“ im Merkel-Land, in dem Nicht-Weiße als „Agenten der Andersartigkeit“ wahrgenommen würden. Röttgen, der zu Beginn der Deutschlandbeschimpfung noch eierte, wurde von Frau Hasters auf Linie gebracht. Auch als Polizei und Bundeswehr von den Damen unter kollektiven Rassismusverdacht gestellt wurden, traute sich Röttgen nicht mehr, auch nur einen Mucks zu machen. Kanzlerkandidaten sehen anders aus, Kanzler sowieso.

Und Cem erzählte, was er in den 90ern alles im Fernsehen gesehen hatte – wir sagen nur „Sachsen“ – und damit wollen wir es mal wieder belassen. Gute Nacht.

Lesen Sie Stephan Paetow auch auf
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