<
>

Die Krise trifft kleine und mittlere Unternehmen stärker als große

von Redaktion

07.05.2020

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Mehrheit der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland hat Bedarf nach staatlicher Förderung. Dabei geht es vor allem um die Bezahlung von laufenden Fixkosten und Löhnen – zusätzliche Wertschöpfung können sie mit den Krediten nicht gewährleisten.

Die globale Ausbreitung des Coronavirus stellt die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland vor beispiellose Herausforderungen. Um die aktuelle Situation von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie deren Erfahrungen mit der Beantragung von Förderkrediten besser zu verstehen, hat die Unternehmensberatung Oliver Wyman eine Umfrage im deutschen Mittelstand durchgeführt. Das Ergebnis: Fast 70 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen sind von der Coronakrise stark betroffen.

Um diese Unternehmen und die zugehörigen Arbeitsplätze in Deutschland zu schützen, haben Bund und Länder Fördermittel in Milliardenhöhe in Aussicht gestellt. Neben den Soforthilfen fallen hierunter insbesondere umfassende Kreditprogramme. Denn während Großunternehmen in dieser angespannten Phase teilweise auf Finanzreserven, angespart über die gesamtwirtschaftlich florierenden letzten Jahre, zurückgreifen können, stellen die umfassenden Kreditprogramme insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) eine wichtige Hilfe zur Deckung etwaiger Liquiditätsengpässe dar. Die Hälfte dieser stark betroffenen KMUs kann in der aktuellen Situation zudem keine Verkaufsaktivitäten ausüben.

[inner_post 1] Als Resultat ist die Nachfrage nach den staatlich aufgelegten Fördermitteln enorm. Über 50 Prozent der befragten KMUs geben an, akuten Bedarf an Förderkrediten zu haben – weitere 26 Prozent sehen potenziellen Bedarf, sollte sich die Situation nicht schnell verbessern. Laut der Umfrage sind im Branchenvergleich insbesondere die Kunst- und Unterhaltungsbranche sowie das Gastgewerbe von der Krise massiv betroffen – über 80 Prozent (Kunst & Unterhaltung) beziehungsweise über 70 Prozent (Gastgewerbe) der KMUs sprechen von dringendem Bedarf nach Förderkrediten.

„Für einen Großteil der befragten Unternehmen dient der Förderkredit hauptsächlich der Bezahlung von laufenden Fixkosten und Löhnen – zusätzliche Wertschöpfung kann mit dem beantragten Kredit aber nicht gewährleistet werden“, sagt Gökhan Öztürk, Partner und Finanzexperte bei Oliver Wyman. Allerdings deckt laut Umfrage der beantragte beziehungsweise der bereits ausgezahlte Förderkredit bei 60 Prozent der Unternehmen lediglich den Kapitalbedarf für maximal drei Monate. „Unter der Annahme anhaltender Corona-bedingter Beschränkungen sind viele KMUs gezwungen, innerhalb der nächsten Monate einen weiteren Kreditantrag zu stellen“, so Öztürk weiter.

Positiv wurde von den KMUs die allgemeine Informationslage rund um die Möglichkeiten zur Aufnahme von Fördermitteln wahrgenommen. 50 Prozent der KMUs empfanden die Bereitstellung von Informationen als besonders gut. Trotz dieser allgemein guten Informationslage, kritisieren die befragten KMUs jedoch den Antragsprozess selbst sowie die Dauer bis zur Kreditauszahlung – 52 Prozent empfinden die Dauer vom Antrag bis zur Auszahlung als stark verbesserungswürdig. Zusätzlich wünschen sich über 60 Prozent der befragten KMUs direkte Zugangswege abseits der Hausbank – hierunter fallen für die Befragten insbesondere alternative Online-Plattformen.

„Die Banken sollten sich auf eine weitere gesteigerte Kreditnachfrage einstellen“, rät René Fischer, Partner und Bankenexperte bei Oliver Wyman. „Dabei müssen die heute teilweise noch mehrere Wochen dauernden Anträge viel zeitnaher bearbeitet und die Transparenz über Voraussetzungen und den Bearbeitungsstatus deutlich gesteigert werden.“ Die Kreditvergabeprozesse müssen einfacher ausgestaltet werden, um die hohe Nachfrage effizient und unter Berücksichtigung realistischer Risikokosten bedienen zu können. Hierzu gehören zum Beispiel stärker automatisierte Datenaufnahmeverfahren oder eine frühzeitigere Bereitstellung von Informationen zu Rahmenbedingungen. Die Banken müssen dringend hieran arbeiten, damit sie ihre Wettbewerbsfähigkeit auch gegenüber alternativen Plattformen nicht verlieren, so die Oliver Wyman-Experten.

Dieser Artikel erschien zuerst in:

Unterstützen Sie unabhängigen Journalismus

Ihre Unterstützung hilft uns, weiterhin kritisch zu berichten.

Einmalig unterstützen

Monatlich unterstützen

Jährlich unterstützen

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken