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Verräterisch

Kein Kleingedrucktes von Risiken und Nebenwirkungen

07.08.2021

| Lesedauer: 2 Minuten
Seit einiger Zeit ist der Staat großen Pharma-Werber. "#Ärmel hoch - hol Dir Dein Leben zurück" wird mit einem Riesenetat aus Steuergeldern unters Volk gebracht. Komischerweise fehlt der Warnhinweis: "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker."

Werbefernsehen, 19.55 Uhr. Ein Nasenspray wird in höchsten Tönen gelobt. Der Werbespot endet mit dem bekannten Warnhinweis: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Ob der Pharmaanbieter das will oder nicht – dieser Satz zeigt wunderbar, dass selbst die banalste Medizin nicht ohne individuelle Abwägung von Vor- und Nachteilen auskommt.

Seit einiger Zeit ist unser Staat zum großen Pharma-Werber geworden. „#Ärmel hoch – hol Dir Dein Leben zurück“ wird mit einem Riesenetat aus Steuergeldern unters Volk gebracht. Komischerweise fehlt hier der Warnhinweis: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Das über Jahrzehnte angewandte und bewährte Nasenspray scheint gefährlicher zu sein als notfallzugelassene Covid-Impfstoffe mit völlig neuer genetischer Wirkweise. Oder aber wird eine Medizin dadurch risikolos und nebenwirkungsfrei, weil die Regierung sie gut findet?

Mittlerweile lässt sich der Fußball politisch einseitig instrumentalisieren und gleichschalten. Beim Spiel Hamburger SV gegen Dynamo Dresden krempeln sich alle Spieler vor Spielbeginn den rechten Ärmel hoch. Ich vermisse dabei die Durchsage des Stadionsprechers: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“

Auch das von der Amts-Kirche verantwortete ARD-Wort-zum Sonntag hängt sich für die Covid-Impfung aus dem Fenster (1.5.2021). „Sich impfen lassen ist christliche Nächstenliebe“. Nach dem Studium der Kirchengeschichte verwundert es mich nicht, wenn Kirche sich auch in der Gegenwart in innerweltlichen Fragen einseitig an die Mehrheitsmeinung anschmiegt. Mich wundert nur, dass bei der klerikal überhöhten Pharmawerbung im Wort zum Sonntag der Warnhinweis fehlt: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“

Da berichtet am 01.08.2021 der Bayerische Rundfunk über den Streit zwischen den Politikern Markus Söder und Hubert Aiwanger. Aiwanger ist ein Freund der individuellen Impfentscheidung. Söder ist in der Impffrage ein Freund von Druck und Zwang. Der Bayerische Rundfunk betitelt seinen Artikel: „Söder sieht Aiwanger auf dem Weg ins Abseits.“ Das kann man so sehen. Doch genauso berechtigt könnte man schreiben: „Aiwanger sieht Söder auf dem Weg ins Abseits.“ Wenn aber der Öffentlich-paRteiliche-Rundfunk (ÖRR) mit Titel und Inhalt völlig unkritisch und einseitig eine Lobeshymne auf Söder und das Impfen anstimmt, dann sollte der Artikel ehrlicherweise mit dem Warnhinweis enden: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“

Fazit: Bei der Covid-Impfung sind eine große Mehrheit und eine kleine aber feine Minderheit der Bevölkerung und der Wissenschaft und der Politik sehr unterschiedlicher Meinung. Davon können Demokratie und Wissenschaft nur profitieren; jeder Fortschritt braucht die Diskussion und den Streit der Argumente.

Doch bei aller Kontroverse fände ich es wünschenswert, wenn medizinische Werbung gleich behandelt werden würde – egal ob Nasenspray oder Impfstoff, egal ob vom Hersteller oder von Wolfgang Schäuble beworben, egal ob von der Fußball-Bundesliga oder von der ev. Kirche propagiert. Soviel Gleichheit vor dem Recht sollte sein: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“

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