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Wie einst die DDR

Großbritannien verlangt von Touristen jetzt Eintritt

04.12.2024

| Lesedauer: 2 Minuten
„Du kommst hier nicht rein“, jedenfalls nicht umsonst. Das Vereinigte Königreich bittet künftig alle Besucher zur Kasse – wenn sie aus Staaten kommen, für die in Großbritannien keine Visumpflicht gilt. Dazu gehört, Überraschung, die gesamte EU.

Beim Geldverdienen waren die Briten halt schon immer erfinderisch. Neben einem gültigen Reisepass benötigen Touristen für einen Besuch auf der Insel künftig auch eine elektronische Einreisegenehmigung, kurz ETA.

Und die kostet zehn Pfund, das sind umgerechnet knapp zwölf Euro. Pro Person. Es gibt keinerlei Rabatt für Babys, Kinder oder Rentner.

Die ETA-Pflicht betrifft alle Reiselustigen aus jenen Ländern, die für einen Besuch im Königreich kein Visum brauchen. Dazu zählt unter anderem die gesamte EU. Für deren Bürger greift der Zwang zur Einreisegenehmigung – der natürlich nichts anderes ist als eine getarnte neue staatliche Einnahmequelle – ab 2. April 2025. Für andere Nationalitäten tritt er bereits am 8. Januar 2025 in Kraft.

Und bei wem haben sich die Briten das Prinzip abgeguckt? Klar: bei den Deutschen.

Die DDR – die Älteren erinnern sich – verlangte zu ihrer Zeit ebenfalls Eintritt. Den nannten Honeckers Hasardeure damals „Zwangsumtausch“: Jeder Wessi, der im Osten seine Verwandten besuchen wollte, musste an der Grenze 25,- wertvolle D-Mark in 25,- wertlose „Mark der DDR“ umtauschen.

Für das Regime war das ein Bombengeschäft: Man konnte dem Klassenfeind begehrte Devisen zu einem lächerlichen Umtauschkurs von 1:1 abknöpfen (der wahre Kurs auf dem Schwarzmarkt lag bei 1:10). Und vielleicht schreckte der Zwangsumtausch ja sogar ein paar verhasste Wessis ab – und sie blieben zuhause, statt den Arbeiter- und Bauernstaat mit ihrer kapitalistischen Propaganda zu verseuchen.

Dass die britische Regierung mit den zehn Pfund Insel-Eintritt insgeheim europäische Touristen abschrecken und davon abhalten will, im Königreich womöglich EU-Propaganda zu verbreiten, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Bei den Bürgern der EU ist die EU bekanntlich nicht wesentlich populärer als bei den Bürgern in Großbritannien.

So dürfte es tatsächlich ganz am angelsächsischen Geschäftssinn liegen, dass der Besuch in London oder Liverpool künftig teurer wird. Beim Geldverdienen waren die Briten halt schon immer erfinderisch.

Seit Mittwoch, den 27. November 2024, können Nicht-Europäer ihre ETA beantragen. Für EU-Bürger wird das entsprechende Internet-Portal der britischen Regierung erst am 5. März 2025 freigeschaltet.

Auch das ist nochmal ein kleiner Gruß aus London ins nicht ganz so geliebte Brüssel.

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