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Selbst verursachte Krise der Democrats

Nach TV-Interview mit Joe Biden sind sich Kommentatoren einig: Der Mann muss weg

07.07.2024

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Schlinge um seinen Hals zieht sich zu. Joe Biden und seine engsten Berater hatten gehofft, durch das TV Interview mit George Stephanopoulos am Freitagabend auf ABC Punkte zu machen. Der Schuss ging erneut nach hinten los.

Die Woche lief denkbar schlecht für Joe Biden. Erst versemmelte er das Live-TV-Duell mit Donald Trump, dann, nur eine Woche später, das Gespräch mit George Stephanopoulos, dem ehemaligen Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses unter Bill Clinton. Wahrscheinlich hatte er sich von einem Parteifreund Unterstützung erwartet, aber da lag er falsch. Stephanopoulos griff an, tat alles journalistenmögliche, um Joe Biden davon zu überzeugen, dass der Wahlkampf der Democrats mit ihm als Kandidaten in einer Krise steckt. Die vier Kommentatoren, die bei ABC das gut 20-minütige Interview anschließend kommentierten, waren sich einig: Der Mann muss weg.

Der einzige, der das immer noch anders sieht, ist Joe Biden selbst. Er ist gefangen in einem Kokon aus Altersstarrsinn („Nur der Allmächtige kann mich an der Kandidatur hindern“), Überheblichkeit („Die Umfragen sagen gar nichts aus“) und Realitätsferne („Ich brauche keine neurologischen Tests, die bestehe ich jeden Tag im Büro“). Sein engster Kreis, allen voran Ehefrau Jill, schirmt ihn von jeglicher Kritik ab und unterstützt ihn in dieser völlig realitätsfernen Sicht. So kommt es, dass er tatsächlich glaubt, dass „niemand qualifizierter ist, Präsident zu werden oder dieses Rennen zu gewinnen, als ich“.

Die peinlichsten Momente im ABC Interview: Als Stephanopoulos fragte ob Biden sich eine Aufzeichnung seines peinlichen Duells mit Trump angeschaut hätte, konnte er sich nicht erinnern.

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Und auf die Frage, ob er das Amt überhaupt vier weitere Jahre ausfüllen könne, fabulierte Biden: „Ich bin der Typ, der Putin ausgeschaltet hat.“

Bidens schlechte Leistung in der Debatte hat bei den Democrats Panik und Pessimismus ausgelöst. Den 26 Gouverneuren der Democrats, eilends zu einem Treffen im Weißen Haus zusammengerufen, erklärte er, zukünftig nur noch bis 20.00 Uhr arbeiten zu wollen. Anschließend sei er zu müde. Aus dem Weißen Haus hört man, seine „beste“ Zeit sei eher zwischen 10 Uhr vormittags und 16 Uhr nachmittags. Jetzt werden die Alarmglocken noch schriller klingen. Das ABC Interview wurde nachmittags aufgezeichnet, der Moderator war aus dem eigenen Lager und trotzdem ging auch dieser Versuch, die Nation zu beruhigen, schief. Alle können es jetzt sehen: Der Kaiser ist nackt.

Die Misere, in der die Democrats stecken, haben sie selbst verursacht. Biden hätte niemals für eine Wiederwahl antreten dürfen, ist er doch deutlich schon in der ersten Amtsperiode nicht mehr Herr aller Sinne. Nur – ein Präsident kann nicht einfach wegen schlechter Umfrageergebnisse abgesetzt werden, er muss selbst abtreten. Auch wenn Biden das (noch) nicht will, der Druck auf ihn wird jetzt noch einmal deutlich erhöht. Wobei dann direkt die nächste Frage ansteht: Wer wäre eine Alternative?

An der Spitze der Liste steht naturgemäß Vizepräsidentin Kamala Harris. Donald Trump jedenfalls scheint damit zu rechnen, dass sie spätestens nach dem Parteitag der Democrats im August seine Gegnerin wird. Als er am 4. Juli, dem Nationalfeiertag, beim Golfen mit seinem Sohn auf die Situation angesprochen wurde, äußerte er sich dahingehend. Angst scheint er vor ihr nicht zu haben, er nannte sie schlicht „f***ing bad“ und pathetisch.

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