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Rentner-Staat Deutschland

Wehrpflicht? Nein, danke!

von Gastautor

09.03.2025

| Lesedauer: 2 Minuten
Deutsche Politiker machen Politik auf dem Rücken der jungen Generation. Steuerlast, Rente und Wehrpflicht sollen allein von den Jüngeren getragen werden – die Alten bedienen sich an den Ruinen des Staates, den sie selbst kaputt regiert haben. Von Fabian Kramer

In der Politik gilt eigentlich der Grundsatz, dass für ein vernünftiges gesellschaftliches Miteinander ein Interessenausgleich zwischen den Generationen vonnöten ist. Diesen Grundsatz wollen die derzeitigen Politiker aufkündigen. Die jüngere Generation in der Bundesrepublik soll durch eine Wehrpflicht wieder zur Bundeswehr gezwungen werden. Weil ein möglicher Fronteinsatz nicht Belastung genug ist, will die Politik der jungen Generation auch noch die Kosten der Wiederherstellung der Wehrhaftigkeit aufbürden – eine Wehrhaftigkeit, deren Mittel die ältere Generation für Sozialgeschenke verbrannt hat. „Whatever it takes“, sagt dazu der künftige Bundeskanzler Friedrich Merz. Dieser Satz gilt uneingeschränkt – aber nur für die junge Generation.

Die Generation von Friedrich Merz, die die politische und gesellschaftliche Macht im Lande innehat, soll von weitreichenden Einschnitten verschont bleiben. Überspitzt formuliert: Eine Koalition aus älteren Politikern und älteren Wählern lässt die Jungen für ihre Privilegien buchstäblich über die Klinge springen.

[inner_post 1] Vor vielen Jahren hatte die FDP ein Wahlplakat, auf dem stand: „Auf Schuldenbergen können unsere Kinder nicht spielen.“ Heute müsste es anders lauten: „Auf Schuldenbergen wollen die Rentner ihre letzten Jahre verbringen.“

Die Unverfrorenheit, mit der die heutige Politik mit der jungen Generation umgeht, ist mehr als kurzsichtig. Denn eigentlich müsste die Politik das Gegenteil tun. Oberstes Ziel der Politik müsste es sein, junge Fachkräfte im Land zu halten. Schließlich wird die immense Steuer- und Abgabenlast für Rente und Sozialstaat zu einem großen Teil von der jungen Generation getragen. Durch die ungünstige demografische Entwicklung wird die Belastung der Jüngeren weiter zunehmen. Die Rahmenbedingungen für die jüngeren Generationen werden sich in Zukunft weiter verschlechtern.

Zu allem Überfluss will die Politik auch noch eine Wehrpflicht einführen. „Wir rüsten mächtig auf“, sagt dazu CSU-Chef Markus Söder. Ausgerechnet die Partei, deren Verteidigungsminister zu Guttenberg die Wehrpflicht ausgesetzt hat, trommelt am lautesten für eine schnelle Rückkehr zur Wehrpflicht.

Dabei wurde die Wehrpflicht aus guten Gründen ausgesetzt. Eine Wehrpflicht entzieht dem Arbeitsmarkt viele junge Menschen, die dort dringend gebraucht werden. Sie kostet den Staat viel Geld, weil er für Unterkunft, Ausrüstung, Verpflegung und Sold sorgen muss – und zusätzlich entgehen dem Staat Steuern, weil junge Männer unproduktiv in Kasernen sitzen, statt zu arbeiten oder eine Ausbildung zu machen. Eine effiziente Verwendung der vielen Milliarden für die Verteidigung sollte in erster Linie in die Stärkung der Berufsarmee fließen.

Es würde der Politik gut anstehen, sich an ihre eigenen Worte zu erinnern. Nach der repressiven Corona-Politik, die vor allem die junge Generation hart getroffen hat, haben Politiker aller Parteien versprochen, die Interessen dieser Generation stärker zu berücksichtigen. Zum Schutz der schutzbedürftigen älteren Generation mussten die Jüngeren massive Verzichte und Einschränkungen hinnehmen. Jetzt wäre es an der Zeit, dass sich die Politik an diese Jahre erinnert.

Es überrascht kaum, dass die potenziell von der Wehrpflicht Betroffenen, die unter 30-Jährigen, mit großer Mehrheit dagegen sind – die größte Zustimmung findet sich bei den über 70-Jährigen.

Wer immer beschwört, die Gesellschaft zusammenhalten zu wollen, darf nicht nur Politik für ältere Wähler machen. Am Ende sägt die ältere Generation an dem Ast, auf dem sie sitzt.


Fabian Kramer ist als Jungjournalist für Tichys Einblick tätig und arbeitet als Koch im Schwarzwald. Kürzlich schloss er seine Ausbildung ab. Von einer Wehrpflicht wäre er betroffen.

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