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Deutscher Atomverband

Kerntechnik-Firmen wollen Kraftwerke bis 2030 wieder ans Netz bringen

von Gastautor

06.03.2025

| Lesedauer: 2 Minuten
Der Verband der Deutschen Atomwirtschaft fordert den künftigen Kanzler Friedrich Merz auf, stillgelegte Atomkraftwerke zu reaktivieren. Bis zu sechs könnten bis 2030 ans Netz gehen – trotz mutwilliger Zerstörung einiger Anlagen.

Der Verband der Deutschen Atomwirtschaft (KernD) hat den voraussichtlich künftigen Bundeskanzler und CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz aufgefordert, die Reaktivierung einiger Atomkraftwerke in Deutschland zügig in Angriff zu nehmen. Nach Angaben von KernD könnten bis zu sechs von ihnen bis 2030 wieder ans Netz gebracht werden. Die letzten der ehemals 37 deutschen Atomreaktoren waren unter der scheidenden Regierung 2023 vom Netz genommen worden.

Der Atomverband bezifferte die Wiederanlaufkosten auf 1 bis 3 Milliarden Euro pro Reaktor, je nachdem, wie stark die Kraftwerke seit ihrer Stilllegung heruntergewirtschaftet wurden. Auf Betreiben der Grünen wurden viele Atomkraftwerke nicht nur abgeschaltet, sondern mutwillig zerstört, um ihre spätere Reaktivierung zu verhindern. So wurden beispielsweise in Grohnde (Niedersachsen) und Brokdorf (Schlwesig-Holstein) die Primärwasserkreisläufe mit Säure gespült und damit dauerhaft unbrauchbar gemacht.

Auch wenn die Gesamtkosten von bis zu 18 Milliarden Euro für sechs Kraftwerke hoch erscheinen mögen, wies KernD darauf hin, dass Kernkraftwerke zuverlässigen, billigen und emissionsfreien Strom liefern. Dadurch konnten lähmende Strompreisspitzen verhindert werden, unter denen Deutschland und seine Nachbarländer in diesem Winter mehrmals litten. Außerdem belaufen sich die deutschen Subventionen für die Erzeugung erneuerbarer Energien allein im Jahr 2024 auf mehr als 18 Milliarden Euro, so KernD.

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Dem Energieverband gehören Hersteller von Kernkrafttechnik, Lieferanten von Brennstäben und verwandte Unternehmen an. Die ehemaligen Betreiber der Kernkraftwerke wie E.On, RWE und EnBW waren zuvor aus dem Verband ausgetreten, um sich von der Atomkraft zu distanzieren, die damals als politisch ungünstig angesehen wurde.

Die deutschen Energieversorgungsunternehmen haben sich wegen der hohen politischen und finanziellen Risiken gegen eine Reaktivierung ihrer ehemaligen Kernkraftwerke gesträubt. KernD schlug vor, stattdessen ein staatliches Unternehmen für die Reaktivierung einzusetzen. „In vielen europäischen Ländern werden Kernkraftwerke traditionell von staatlichen Unternehmen betrieben, wie z.B. EdF in Frankreich und Vattenfall in Schweden“, so der Verband. Er verwies auch auf Belgien, wo sich der Staat an einem Strombetreiber beteiligt hat, der für die Verlängerung der Laufzeiten seiner Kernkraftwerke zuständig ist.

Bisher hat sich Merz noch nicht klar dazu geäußert, ob er die Atomkraftwerke des Landes wieder in Betrieb nehmen will. Nach seinem Wahlsieg am 23. Februar forderte er ein „Rückbaumoratorium“, also einen Stopp der weiteren Zerstörung stillgelegter Kernkraftwerke. Kürzlich hat der CSU-Vorsitzende Markus Söder die Reaktivierung des Kernkraftwerks Isar 2 bei München gefordert, eines der drei letzten Reaktoren, die 2023 vom Netz gehen sollen.

Übersetzte und leicht bearbeitete Fassung eines Beitrags, der zuerst bei Brusselssignal erschienen ist.


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