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Allensbach-Studie:

52 Prozent der Deutschen fühlen sich „machtlos“

30.06.2023

| Lesedauer: 2 Minuten
Laut einer Umfrage haben immer mehr Deutsche das Gefühl, keinen Einfluss darauf zu haben, was vor Ort geschehe. Die Stimmung ist so schlecht wie seit 30 Jahren nicht mehr.

Es ist ein gerne bedientes Narrativ der öffentlich-rechtlichen Medien: Menschen, die nicht mehr mit den Veränderungen der Gegenwart zurechtkommen, Verschwörungstheorien, die um sich greifen, die Ohnmacht, „fremden Mächten“ ausgeliefert zu sein. Das alles bedient die jüngste Umfrage des Allensbach-Instituts eigentlich nicht.

Denn seit 1992 haben die Bürger auf die Frage, ob sie Einfluss vor Ort hätten, jedes Jahr positiver beantwortet als zuvor. In den 30 Jahren habe sich der Wert langsam, aber stetig verbessert, so Allensbach – von 22 Prozent bis auf 47 Prozent im Jahr 2021. Die Zahl derjenigen, die sich als „machtlos“ verorteten, fiel dagegen im selben Zeitraum von 55 auf 30 Prozent.

Die neueste Erhebung, bei der Allensbach 1.039 Personen befragte, zeigt dagegen einen völlig umgekehrten Trend. 2022 haben 52 Prozent sich als „machtlos“ verortet, nur 30 Prozent sagen, dass sie Einfluss auf das hätten, was vor Ort geschehe. In Ostdeutschland fällt das Ergebnis noch deutlicher aus. 63 Prozent konstatierten, man sei als Bürger machtlos, nur 14 Prozent äußerten sich positiv.

Das ist eine bemerkenswerte Umkehr in einem kurzen Zeitraum. Offenbar hat ein ganz bestimmtes Ereignis in kürzester Zeit, das in den Jahren 2021/2021 eine Rolle spielte, den Bürgern die Zuversicht genommen. Vielleicht hängt es allein an Corona; vielleicht hängt es aber auch an einer Melange aus Gründen. TE-Kollege Mario Thurnes hat es treffend so benannt:

„Persönliche Freiheiten sind auf dem Rückzug: Die Themen unserer Tage lauten Heizungsverbot, Verbot größerer Bargeldmengen, Umsiedlung von Senioren in kleinere Wohnungen, Regulierung von Fleischkonsum, Werbeverbot für Milch, anlasslose Chatkontrolle, Beweislastumkehr für Beamte oder politisch Unliebsame, die der Staat über ein Jahr in Untersuchungshaft gefangen hält.“

Die Ohnmacht der letzten Jahre hat sich demnach festgesetzt. Politik und Medien haben bisher jedoch wenig unternommen, um das erodierte Vertrauen zurückzugewinnen oder sich gar zu entschuldigen. Vielmehr zieht ein anderes Narrativ am Horizont herauf: Die Menschen fühlen sich machtlos, angesichts der grassierenden Klimakrise. Oder: Weil so viele Leute verunsichert sind, wählen sie AfD.

Statt die tieferliegenden Probleme anzugehen, dürfte sich der Trend immer mehr verschärfen. Wer davon überzeugt ist, seine Regierungspolitik nur schlecht zu erklären, statt seine schlechte Regierungspolitik als solche zu bezeichnen, wird den Kurs nicht verlassen. Im Zweifel ist der Bürger dann unmündig, verführt – oder kann nicht einmal mit Messer und Gabel essen.

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